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STADTGEFLÜSTER

Der Alte Schlachthof

Der Alte Schlachthof – ein Industriedenkmal, das dank sensibler Restaurierung und vielfältiger Nutzung ein bedeutender Teil des Stadtbilds bleibt.

Es ist eine Anlage, die jeder Bewohner Fuldas eigentlich kennt: der Alte Schlachthof. Die großräumige Schlachthofanlage, die am westlichen Stadtrand zur Fulda Aue gelegen ist, wurde zwischen 1903 und 1907 erbaut. Bis heute spielt sie eine beeindruckende Rolle für die Barockstadt – allerdings mit Hightech statt Schweinen.

Nach dem Plan, den der ehemalige Stadtbaurat Schirmeyer vorlegte, gruppieren sich sechs kleinere Gebäude um einen großen, zentralen Hauptbau, was das sogenannte „deutsche System“ widerspiegelt. Der Hauptbau ist ein eingeschossiger, durch einen 18,5 Meter hohen Wasserturm architektonisch betonter Komplex und enthielt sowohl Groß- und Kleinviehschlachthalle als auch eine Schweineschlachthalle. Die beiden zweigeschossigen Bauten, die den Eingangsbereich im Nordosten flankieren, beherbergten die Verwaltung sowie das Gasthaus. Weitere Gebäude auf der Süd-, West- und Nordseite wurden als Remisen- und Stallgebäude, Pferde- und Sanitätsschlachthof und als Freibank genutzt. Besonders hervorsticht dabei der Hauptbau in der Mitte des Areals, der heute das Gründerzentrum ITZ beherbergt. Hier verbindet sich die historische Architektur gekonnt mit moderner High-Tech-Funktionalität.

 

Architektur und Struktur

 

Bei der Wahl der Baumaterialien und -formen wurde Wert auf eine gewisse Einheitlichkeit gelegt. Lediglich zwischen den rein technischen Betriebsbauten und den auch zu Wohnzwecken dienenden Gebäuden gab es einen Unterschied. So weisen alle Sockel und Kantenquaderung aus hammergerichteten Sandsteinen auf. Während die Schlachthäuser und die Freibank im Wesentlichen rotes Ziegelmauerwerk und flache Bimsbetondächer aufweisen, sind Gasthaus, Remisenbau sowie Verwaltungsgebäude als präsentative Putzbauten mit Sattel- oder Krüppelwalmdächern gestaltet.

 

Transformation

 

Hier findet man auch in gemäßigter Form weitere dekorative Elemente, etwa die weithin sichtbaren Schaugiebel in Fachwerk, die ornamentalen Fensterstürze der Obergeschosse oder das kunstvoll geschmiedete Balkongitter am Verwaltungsbau. Diese architektonischen Details zeigen, dass trotz der ursprünglich funktionalen Nutzung des Schlachthofs Wert auf ästhetische Gestaltung gelegt wurde. Wer genau hinschaut, entdeckt an den Gebäuden der Anlage auch schmückende Motive, die einen Bezug zur ehemaligen Funktion der Anlage herstellen, – wie beispielsweise ein Schwein mit seinem Hirten.

 

Moderne Nutzung

 

Unter den technischen Bauten hat nur der Wasserturm einen gewissen Schauwert, da die Backsteinfassade mit Blendfeldern, Stich- und Rundbogenfenstern differenziert gestaltet ist. Außerdem besitzt er ein auffälliges Krüppelwalmdach. Trotz seiner historisierenden Formensprache ist der Alte Schlachthof eine technische Anlage von höchster Funktionalität gewesen. Bis 1989/90 erfüllte die Anlage ihre ursprüngliche Funktion. Anschließend wurde der Alte Schlachthof nach baulichen Eingriffen einer neuen, multifunktionalen Nutzung zugeführt.

 

Denkmal trifft High-Tech

 

Dank einer behutsamen Entkernung und einer sensiblen, mit der Denkmalpflege abgestimmten Restaurierung entstand 2001 ein spannender Dialog zwischen historischer Architektur und moderner High-Tech-Funktionalität. Bei der Restaurierung wurde strikt auf denkmalpflegerische Auflagen geachtet, sodass der Alte Schlachthof bis heute ein markanter Teil des Stadtbildes ist. Aufgrund seines guten Erhaltungszustandes und der weitgehenden Vollständigkeit der einzelnen Gebäudeelemente wird er durch seine vielfältige moderne Nutzung und den Erhalt der historischen Substanz sicher noch lange Zeit ein bedeutendes Denkmal und Zentrum bleiben.

 

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