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STADTGEFLÜSTER

Bauen in Corona-Zeiten: Diese Hürden erwarten den Bauherren

Wer während der Corona-Pandemie bauen will, sollte einige Stolpersteine beachten, die das Bauprojekt erheblich ausbremsen und die Freude am Eigenheim schmälern können.

Einschränkungen durch das Corona-Virus erfahren wir alle seit Monaten in allen Lebensbereichen. Mieten und Wohnen ist hiervon nicht ausgeschlossen und macht es vor allem für Bauherren spannend, bereits angefangene Projekte im angepeilten Zeitrahmen umzusetzen. Wer sich gerade erst in der Anfangsphase befindet, sollte einige Stolpersteine beachten, die das Bauprojekt sonst erheblich ausbremsen und die Freude am Eigenheim schmälern können.

 

Wie Bauprojekte und das öffentliche Leben leiden

 

An viele Einschränkungen unseres täglichen Lebens haben wir uns bereits gewöhnt. Dass der Gang zum Supermarkt nur noch mit Maske möglich ist und große Feierlichkeiten anders als vor zwei Jahren stattfinden, können viele Menschen in der Region Fulda akzeptieren. Dies sieht anders aus, wenn man direkt finanziell von den Restriktionen der Corona-Krise betroffen ist. In extremeren Fällen geht dies bis in den sechsstelligen Eurobereich, beispielsweise weil sich ein privates Bauprojekt nicht wie geplant realisieren lässt.

Auch wenn Bauvorhaben in Corona-Zeiten grundsätzlich fortzuführen sind, sorgen die neuen Arbeitsbedingungen für Hürden und eine kompliziertere Abwicklung als unter normalen Umständen. Dies kann den Preis des Bauprojekts nach oben treiben oder für eine Verzögerung des Vorhabens sorgen. Bevor es zu existenziellen Schwierigkeiten kommt, sollten Themen wie die Fortführung der Baugenehmigung oder ein Nachbessern beim Baukredit offen angesprochen werden.

 

Bauprojekte in der Krise richtig fortsetzen

 

Die Wintersaison ist vorbei, so dass Bauprojekte in Fulda und vielen weiteren Regionen Deutschlands geregelt durchgeführt werden können. Hierbei sind Handwerksbetriebe wie viele Dienstleister über die Vergabe von Aufträgen froh, schließlich handelt es sich aktuell nicht um die wirtschaftlich beste Phase vieler Unternehmen. Der praktische Alltag auf der Baustelle leidet unter den Vorgaben rund um Mindestabstände, so dass eine kluge Planung der einzelnen Gewerbe anzuraten ist.

Hier lohnt es, das direkte Gespräch mit dem Architekten und der Bauleitung des Projekts zu suchen. Beide Seiten bringen fachliches Know-how aus unterschiedlichen Perspektiven mit, um das Bauvorhaben sicher und in den vorgegebenen Fristen durchzuführen. Dies kann bedeuten, dass die Arbeiten einzelner Gewerke neu zu planen sind. Im Fokus steht hierbei, genügend Abstand zwischen den einzelnen Gewerben zu schaffen und die Sicherheitsmaßnahmen unter Corona adäquat einzuhalten.

 

Die Corona-Erkrankung als höhere Gewalt

 

Die Corona-Krise alleine können Handwerker und Dienstleister grundsätzlich nicht als Grund anbringen, weshalb sich Arbeiten verzögern und der Bauplan nicht mehr verfolgt werden kann. Eine Ausnahme bildet die Situation, dass die Mitarbeiter des Unternehmens selbst an Corona erkrankt sind. Dies fällt in den Wirkungsbereich höherer Gewalt, die genauso wie Unwetter und ähnliche Ergebnisse in jedem Bauvertrag festgehalten sind.

Kommt es zu dieser Situation, kann eine Behinderungsanzeige zur Vermeidung von Strafzahlungen gestellt werden. Wichtig ist, dass der Vertragsabschluss über die zu erbringenden Leistungen weit vor dem Zeitpunkt erfolgte, zu dem eine Erkrankung am Corona-Virus absehbar war. Ist dies nicht der Fall, muss der einzelne Dienstleister mit Vertragsstrafen wie bei herkömmlichen Versäumnissen rund um Bauprojekte rechnen.

 

Lieferstopp als Hürde beim Hausbau

 

Bei aktuellen Neubauprojekte liegt es weniger an den Gewerken, dass eine planmäßige Umsetzung des Bauprojekts stattfinden kann. Hier fehlt schlichtweg das Material, aus dem sich das Haus erstellen lässt. Immer häufiger werden Gebäude in Fertigbauweise realisiert, die entsprechenden Elemente werden vielfach im Ausland gefertigt. Je nach Herkunftsland ist eine fristgerechte Anlieferung der Bauelemente für das Fertighaus nicht mehr zugesichert.

Ein solch drohender Umstand sollte von den Bauherren frühzeitig mit einem fachkundigen Architekten bei der Planung des Traumhauses abgesprochen werden. Erfahrung und Fachwissen finden Sie zum Beispiel hier, um alle Details der Situation und ihre Auswirkungen auf den Bauplan zu verstehen. Ähnlich wie bei Problemen mit Gewerken und der fristgerechten Ausführung von Arbeiten hat die Verzögerung mögliche Auswirkungen auf die Baugenehmigungsfristen.

 

Verlängerung der Baugenehmigung durch Corona möglich

 

Ist der Bauherr einfach oder mehrfach von den genannten Behinderungen betroffen, wird sich das Projekt im Regelfall nicht im angesetzten, zeitlichen Rahmen realisieren lassen. Dies kann mit den Fristen der erteilten Baugenehmigung kollidieren und einen unerwarteten Baustopp provozieren. Natürlich ist es möglich, die Frist der Baugenehmigung zu verlängern und hierbei mit höherer Gewalt zu argumentieren. Bei dieser Beantragung ist jedoch Fingerspitzengefühl gefragt.

Verzögerungen und Probleme am Bau sind leider keine Seltenheit. Unabhängig von der Schuldfrage stellen solche Probleme immer eine Gefährdung dar, das Bauprojekt innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens umzusetzen. Entscheidungsträger in den Bauämtern wissen dies und legen entsprechend strikte Kriterien an, wenn es um eine gewünschte Verlängerung der Genehmigung geht.

Es ist denkbar und in der Praxis leider keine Seltenheit, dass andere Versäumnisse am Bau gerne mit dem Argument der Corona-Pandemie entschuldigt werden. Faktisch ist diese keine Ursache, die Probleme lagen oft schon Wochen oder Monate vor Ausbreitung der Pandemie vor. Für das Bauamt sollte deshalb eindeutig erkennbar sein, dass nichts anderes als die Corona-Krise die Verzögerungen ausgelöst hat.

 

Folgen für die Baufinanzierung bedenken

 

Verzögerungen am Bau durch die Corona-Krise haben nicht alleine eine zeitliche Komponente. Auch die kalkulierten Kosten für das Bauprojekt steigen, wenn es zu ungeplanten Problemen und Verzögerungen kommt. Gerade in der Endphase droht die Zahlung von Bereitstellungszinsen durch den Kreditnehmer, wenn ein fast beendetes Projekt aus unerwarteten Gründen nicht mehr fortgeführt wird.

Ein offenes Gespräch mit dem Kreditgeber ist wichtig, um auf kulanter Basis solche Strafen zu verhindern. Bauherren und Kreditnehmer unterliegen ohnehin schon dem Risiko, dass die individuell erarbeitete Baufinanzierung nicht mehr dem verzögerten Bauvorhaben gerecht wird. Allgemeine Tipps der Banken und Sparkassen helfen, die Situation besser zu verstehen und die richtigen Schritte in der heiklen Situation einzuleiten.

Wer gerade erst am Anfang seines Bauprojekts steht und eine Baufinanzierung abschließt, wird das Gespräch mit dem Kreditgeber zwangsläufig auf das Thema Corona lenken. Der Abschluss einer 110-Prozent-Finanzierung ist sinnvoller denn je, bei denen auf die benötigte Gesamtsumme ein Aufschlag vor unvorhergesehene Ereignisse eingerechnet wird. Ob dies zur Absicherung aller Eventualitäten ausreicht, ist im Einzelfall zu klären.

 

Pflichten der Bauunternehmen verstehen

 

Viele der oben genannten Folgen und Risiken betreffen den Bauherren und wirken sich unmittelbar auf das Privatleben aus. Wer seinen Traum vom Eigenheim verwirklichen und seiner Familie ein tolles Zuhause bieten wollte, wird die aktuelle Situation mit einigem Zähneknirschen akzeptieren müssen. Trotzdem ist der Bauherr bei allen Hürden nicht alleine verantwortlich. Gerade was die Arbeiten auf der Baustelle und die Sicherheit anbelangt, liegt die Verantwortung weiterhin bei den Bauunternehmen.

Tritt ein Baustopp ein, müssen sich die Unternehmen um die Sicherheit an der ruhenden Baustelle kümmern. In ähnlicher Weise sind Händler in der vertraglichen Pflicht, erworbene Bauelemente oder Materialien pünktlich zu beschaffen. Ist dies nicht möglich, stehen dem Bauherren alle vertragsrechtlichen und juristischen Schritte offen.

 

Keine Angst vor neuen Bauprojekten

 

Kein Bauprojekt läuft reibungslos ohne kleine oder größere Komplikationen ab. Dies war vor der Corona-Pandemie so und gehört zur Natur dieser Vorhaben mit einer Vielzahl von Dienstleistern und Gewerken. Die Baulust sollten potenzielle Bauherren hierdurch nicht verlieren, lediglich die verantwortungsvolle Planung mit Architekten und Bauunternehmen sollte noch stärker in den Vordergrund rücken.