Das Franzosenwäldchen
ein Beitrag aus unserem Stadtmagazin FDcitylife
Ausgabe 03/2020
Südöstlich des alten Stadtkerns liegt eine Parkanlage, an der mit Sicherheit schon viele vorbeigefahren sind, sie aber bisher nicht unbedingt besucht haben: der alte Städtische Friedhof. Das denkmalgeschützte Gesamtkonstrukt wird auch gern als Franzosenwäldchen betitelt. Woher der Name stammt, weiß aber auch nicht jeder.
Bauernkrieg als Auslöser
An der heutigen Goethestraße gelegen, wurde der Friedhof 1531 angelegt, die erste Bestattung fand allerdings erst 1540 statt. Zuvor wurde 1537 die Hl.-Kreuz-Kapelle vom Friedhof vor dem Kohlhäuser Tor an den „Neuen Kirchhof“, der später „Kirchhof vor dem Peterstor“ hieß, versetzt. 1689 wurde die Kapelle erweitert, bekam den Titel „Maria vom Rosenkranz“ und ist seit dem Zweiten Weltkrieg profaniert. Der neue Totenhof war hauptsächlich wegen der hohen Sterblichkeitsrate während des Bauernkrieges notwendig geworden. Noch heute ist er von einer mittelhohen, in großen Abschnitten noch alten Sandsteinmauer umgeben. An der Nordseite befindet sich der Haupteingang mit von Ananas bekrönten Pfeilern. Am Südostende war zudem früher die Grablege der Stiftsdamen des Adligen Stifts Wallenstein, das aufgrund einer Straßenverbreiterung nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Neuen Dompfarrlichen Friedhof verlegt wurde.
Bekannte Namen
Schlendert man durch die Anlage, findet man nicht nur einige Grabmäler berühmter Fuldaer Familien wie zum Beispiel den Vater des Rhönklubs, Dr. Justus Schneider, oder Johann Andreas Mollenhauer, dessen Familienunternehmen noch heute jedem Fuldaer ein Begriff sein dürfte. Daneben ziehen etwa neunzig, unregelmäßig angeordnete, teils bildhauerisch aufwendig gearbeitete Grabdenkmäler des 18. und 19. Jahrhunderts die Blicke auf sich. Interessant sind auch das monumentale Friedhofskreuz von 1798, ein barocker Bildstock – ovaler Aufsatz mit Kreuzigungsgruppe und Pietà im Relief – aus dem Jahr 1718 sowie der Brunnenstock des ehemaligen Marktbrunnens von 1860.
Woher kommt der Name?
Doch wie wurde der Friedhof nun zum Franzosenwäldchen? Die Herleitung ist simpel: Als Napoleons Grande Armée in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 geschlagen war, kamen die kranken und geschwächten Soldaten auf ihrem Rückzug auch durch Fulda. Hier sind viele an Typhus gestorben und wurden am Alten Städtischen Friedhof beigesetzt. Als „Franzosenwäldchen“ erinnert der Name dieses Bereichs noch heute daran, sodass der Totenhof nicht nur denkmalerische, sondern auch stets geschichtliche Bedeutung für Fulda hat.