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STADTGEFLÜSTER

Die letzten Sommertage genießen

Im Dahliengarten blüht gerade alles um die Wette - und auch sonst hat Fulda viele grüne Oasen zu bieten.

„Am liebsten mag ich den Schlossgarten“, Svenja Schroff vom Amt für Grünflächen und Stadtservice muss nicht lange überlegen. „Hier kann man neben der Natur auch ganz viel Geschichte erleben, denn es gibt Elemente des Barock, Spätbarock, Neobarock und eines Landschaftsparks – unsere Lärchen beispielsweise stammen aus dem 18. Jahrhundert.“ Die Landschaftsplanerin hat als Abteilungsleiterin von Berufs wegen viel mit Fuldas grünen Oasen zu tun, die vor 20 Jahren den ersten deutschen Gartenkulturpfad in Deutschland bildeten.

 

Die 15 Stationen des Gartenkulturpfades

15 Stationen in und um Fulda wurden von der damaligen Stadtbaurätin Cornelia Zuschke zum Auftakt vorgestellt: „Wer sich für Rosen begeistert, der sollte Station 2, den Garten der Domdechanei, besuchen.“ Station 1 war – wen wundert es – natürlich der Schlossgarten, der zur Landesgartenschau 1994 seine Struktur als Barockgarten zurückerhalten hatte.

Ein halbes Jahrhundert ökologische Gartenkultur lässt sich im Klostergarten der Abtei Fulda (Station 4) erleben. Zwischen Stadtpfarrkirche und Schloss, umgeben von einer hohen Mauer, liegt die Abtei mit ihrem etwa 2000 Quadratmeter großen Zier- und Nutzgarten nahezu unbemerkt im Zentrum der Stadt. Die Benediktinerinnen – allen voran Schwester Christa – wurden im Laufe der Jahrzehnte zu Wegbereiterinnen des biologischen Gartenbaus, deren Erfahrungen heute von Gartenfreunden aus aller Welt geschätzt werden.

Selbstverständlich gehört auch der 16,5 Hektar große Auepark zum Gartenkulturpfad. Zur  Landesgartenschau erfolgreich renaturiert, ist er seitdem ein frequentiertes Freizeit- und Erholungsgebiet, verfügt er doch über Barfußpfad, Kneippanlage, Wasserspielplatz, Teich, Themengärten und führt direkt zur nächsten Station 7: Dem Umweltzentrum mit seinem 4000 Quadratmeter großen Areal, auf dem gleich mehrere Gärten Platz gefunden haben: ein Apotheker- und Heilpflanzen-, ein Bauerngarten, ein Nutzgarten, ein Wasser-Technik-Garten und eine Streuobstwiese mit Lehrbienenstand.

Doch auch im Kleinen wird der Gartenkulturpfad spürbar: Station 8 ist beispielsweise den gemeinsamen Anstrengungen von Stadt, Lehrern, Eltern und Schüler zu verdanken, die dem Schulhof der Domschule ein neues Gesicht verliehen haben. Und auch die Jüngsten der Kindertagesstätten „Sonnenblume“ (Station 9) und „Sonnenschein“ (Station 10) sind gärtnerisch aktiv. Station 11, die Kleingartenanlage „Am Sonnenhang“, ist schließlich ein Beispiel, wie die Fuldaer Gartenkultur ein integratives Thema wird: Am Stadtrand gärtnern die verschiedensten Nationen gemeinsam.

Die Gärten an der Tränke und der romantische Garten der Familie und Kunstschmiede Bernhardt an der Stadtmauer sind weitere interessante Stationen des Gartenkulturpfads. Spätestens, wenn sich der Sommer in den Herbst verabschiedet, können Gartenfreunde noch ein finales Farb-Feuerwerk erleben: Station 3, der Dahliengarten, ist ein reizvoll ruhiges Refugium direkt gegenüber dem Fuldaer Dom (Zugang von der Rittergasse aus).

Ein Idyll vor den Toren Fulda ist der Ort Malkes (Station 12) und auch das Gelände der ehemaligen US-Kasernen zwischen den Stadtteilen Münsterfeld und Haimbach wurde integriert: Station 13 ist der Euro-Hügel. Er geht zurück auf eine Aktion, die während der Währungsumstellung auf den Euro begann. Die Bürger sollten alte 50-Pfennigstücke spenden, damit ein Garten angelegt werden kann. Daraus wurde der Euro-Hügel, ein Arboretum mit typischen Bäumen aus den Staaten Europas.

Wie ein echter Garten, so bleibt auch der Gartenkulturpfad stets lebendig. Im Laufe der Jahre kamen Stationen wie der Garten an der Blumenmauer in Petersberg oder auch der neugestaltete Grezzbachpark in Künzell hinzu. Andere Stationen fielen dafür weg: Der Weinberg am Frauenberg musste nach Pachtende aufgegeben werden.

Im Rahmen des Projekts lokale Agenda 21 wurde die Initiative des Gartenkulturpfads fünf Jahre lang vom hessischen Umweltministerium gefördert. Eine Reihe von beliebten Veranstaltungen, die Gärten, Kultur und Genuss miteinander verbanden, fielen in die Zeit. Ab dem Jahr 2006 – mit Auslaufen der finanziellen Unterstützung – mündete das rege bestehende Interesse der Akteure, Bürger und Gartenfreunde in die Veranstaltungsreihe „Tag der Offenen Gärten“, die auch als Plattform und Bühne für regionale Künstler und Musiker diente. Zudem präsentierten sich Auszubildende der Bereiche Gartenbau oder Hotelfach, Tänzerinnen und Tanzschulklassen oder Musikschüler.

 

Aus Fulda nach ganz Deutschland 

Das Fuldaer Beispiel machte Schule und entwickelte Strahlkraft für ähnliche Projekte in ganz Deutschland. Aufbauend auf den hier gewonnenen, überaus positiven Erfahrungen strebte die Deutschen Gartenbaugesellschaft die bundesweite Einführung des Gartenkulturpfades an. Ein Gartenkulturpfad soll die Basis für eine neue Art der Kommunikation im Grünen schaffen und ein umweltbewusstes Gärtnern, das Mensch und Natur gleichermaßen zugutekommt fördern. Elf Gartenkulturpfade wurden bis heute verwirklicht. Sie entstanden beispielsweise in Bad Nauheim, Berlin und Brandenburg, Lindau (Bayern), Großenhain (Sachsen), Überlingen (BW) und sogar beiderseits der Neiße (Niederschlesien und Oberlausitz).

 

2023 ist Landesgartenschau in der Barockstadt

Und auch in Fulda dürfte die Gartenkultur weiterbestehen. Bis zum Jahr 2023, wenn in Fulda wieder eine Landesgartenschau stattfindet, ist noch ein wenig Zeit zu überlegen, wie das lebendige Projekt aus analoger Zeit in die Gegenwart und Zukunft transferiert werden kann. Marcus Schlag, einer der beiden Geschäftsführer der Landesgartenschau Fulda 2.023 gGmbH, kann sich gut vorstellen, dass einige der geplanten Elemente der Schau später in den Gartenkulturpfad integriert werden und diesen auch inhaltlich weiterentwickeln:  „Die Aktions- und Blühbänder, die sich vom Feuerwehrmuseum in Neuenberg bis zum Stadtteil Galerie erstrecken werden, bieten sich dafür beispielsweise bestens an, aber auch der Biotop-Bereich am neu gestalteten Badegarten“, erläutert Schlag. Und apropos Feuerwehrmuseum: Der dortige „Feuergarten“ war schon einmal Bestandteil des Gartenkulturpfads und könnte so in neuer, zukunftsweisender Form zurückkehren.