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STADTGEFLÜSTER

Zeitzeuge aus Stein: Die Friedrichstraße 26

Ein Gebäude in der Friedrichstraße gilt als eines der ältesten Steinhäuser in Fulda. Erbaut im 14. Jahrhundert birgt es viele Geheimnisse.

Zugegeben, zwischen all den barocken Bauten und schmucken Fassaden ist das Gebäude zwischen der Kurfürst-Immobilie und einem Asia-Imbiss in der Friedrichstraße auf den ersten Blick unscheinbar, ja fast heruntergekommen. Und doch ist das Haus mit der Nummer 26 etwas ganz Besonderes: Es gilt als eines der ältesten Steinhäuser der Stadt. Erbaut im 14. Jahrhundert birgt das Gebäude viele Geheimnisse.

Seit drei Jahren hat das Steinhaus in der Friedrichstraße 26 einen neuen Besitzer: Die Stadt Fulda erwarb den Bau zu einem Schnäppchenpreis – was sich als wahrer Glücksgriff entpuppte, steht das Gebäude doch an einem Punkt, an dem vor Jahrhunderten der höfische Teil der Stadt –also Fürstabt und Adel – vom bürgerlichen Bereich trennte. Doch was befand sich in diesem Haus? Hierzu gibt es mehrere Vermutungen. Vieles deutet darauf hin, dass es einmal als Rathaus diente. Doch die Nähe zum Hof wäre für ein Verwaltungsgebäude der Stadt eher ungewöhnlich. Der große Saal im Erdgeschoss gibt allerdings einen recht sicheren Hinweis darauf, dass es sich um ein öffentliches Gebäude gehandelt haben muss.

 

Im Wandel der Zeit

 

Die bauhistorischen Untersuchungen ergaben außerdem, dass über die Jahrhunderte viele Veränderungen am Bau vorgenommen wurden. Auch von außen ist das deutlich sichtbar: Man kann noch heute die Reste eines gotischen Fensters erkennen, das später in der Renaissance durch schlichte Doppelfenstern ersetzt wurde. Eine Rarität in der Barockstadt, in der man kaum noch Spuren aus Zeiten der Renaissance entdeckt.

Durch die Baustile unterschiedlicher Epochen wirkt die Friedrichstraße 26 beinahe wie ein Puzzle, das nach und nach zusammengesetzt ein großes Bild ergibt, das sich in die Stadtgeschichte Fuldas einfügt und als Zeitzeuge vieles miterlebt hat. Auch wenn man zum aktuellen Zeitpunkt nicht sicher sagen kann, wer in dem alten Steinhaus einst lebte und arbeitete, so steht fest: Das geschichtsträchtige Gebäude soll unbedingt erhalten bleiben. Dazu ist es nötig, dass die von der Stadt geplanten Sanierungsarbeiten sehr behutsam vorgenommen werden. Ab 2022 möchte man hier einen Teil der Stadtverwaltung unterbringen. Das Haus soll aber auch wieder in seine eigenen historischen Fußstapfen treten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – zum Beispiel durch eine Art Informationszentrum im Erdgeschoss.


 

Update 2024: 

 

Die Vorfreude wächst, denn die Pläne zur Restaurierung des historisch bedeutsamen Gebäudes in der Friedrichstraße nehmen Form an. Die Stadtverwaltung hat die Vorplanungsphase erfolgreich abgeschlossen, und die Vorbereitungen für die Restaurierungsarbeiten laufen auf Hochtouren.

Die Fachleute haben ihre Untersuchungen beendet, und auf dieser Grundlage wird nun an der weiteren Ausarbeitung der Pläne gearbeitet, die alle wesentlichen Aspekte wie Statik, Denkmalschutz und Barrierefreiheit umfassen. Mittlerweile hat das Gebäude hinter seiner bescheidenen Fassade, die momentan hinter Werbebannern verborgen liegt, weitere lang gehütete Geheimnisse preisgegeben.

 

Spannende Funde

 

Die Entfernung des Kalkzementputzes aus dem 20. Jahrhundert hatte ein erstaunlich erhaltenes Maßwerkfenster mit Blendarkade zum Vorschein gebracht. Dieser Fund betont die Notwendigkeit einer sensiblen Restaurierung, die die verschiedenen Epochen der Baugeschichte respektiert und sichtbar macht.

Ein weiterer spannender Fund ist das Rundbogentor mit Säulen, das zum angrenzenden Nebenhaus führt. Fachleute vermuten, dass hier einst ein Durchgang von der Friedrichstraße zur Nonnengasse existierte. Obwohl der Torbogen derzeit unter Putz im benachbarten Restaurant verborgen liegt, könnte er wertvolle Hinweise zur Geschichte des Gebäudes und seiner einstigen Bewohner liefern.

Die Spurensuche brachte zudem die ursprünglichen spätgotischen Spitzbogenfenster zu Tage, die auf eine Bauzeit zwischen 1250 und 1350 hinweisen. Ein großer Umbau in der Renaissance veränderte das Erscheinungsbild des Hauses maßgeblich: Der markante Treppengiebel wurde entfernt, und die Firstrichtung angepasst, um später einem Mansarddach Platz zu machen.

 

So geht es weiter

 

Das Haus, das in seinen Mauern die Geschichte Fuldas widerspiegelt, wird durch die geplanten Sanierungsmaßnahmen nicht nur bewahrt, sondern auch neu belebt. Die Pläne sehen vor, die oberen Etagen für Verwaltungszwecke zu nutzen, während das Erdgeschoss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, entweder als Teil der Stadtverwaltung oder für gewerbliche Zwecke.

Dieses Vorhaben verspricht, das Gebäude wieder zu einem lebendigen Teil der Fuldaer Innenstadt zu machen und es gleichzeitig als bedeutsames Zeugnis der lokalen Geschichte zu erhalten. Mit der Bauantragsstellung wird Mitte des Jahres gerechnet, und der Beginn der Baumaßnahmen ist für 2025 anvisiert.

 

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