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Foaset-Reportage: Aus der Hutfabrik in der Domstadt für die Domstadt

Zahlreiche Kopfbedeckungen der Fuldaer Karnevalisten werden in der Hutfabrik Flemming in der Kölner Marienstraße gefertigt.

Egal ob Dreispitz, Zylinder, Melone oder Tschako – viele dieser Kopfbedeckungen für Fuldaer Karnevalisten werden in der Hutfabrik Flemming in der Kölner Marienstraße 69 gefertigt. Ute Flemming war eine der ersten Frauen im Hutmacherhandwerk und betreibt heute eine der wenigen übrigen Hutfabriken in Deutschland.

 

 

 

Glück im Unglück: Mit dem wackelnden Federbusch direkt in die Fabrik

 

Wie so oft im Leben fängt auch diese gemeinsame Geschichte mit einem Zufall an: Nämlich mit dem wackelnden Federbusch des Generalmajors der Bürger- und Prinzengarde, Uwe Bornscheuer. In der Karnevalskampagne 2019 war die Bürger- und Prinzengarde der Fuldaer Karneval-Gesellschaft (FKG) mit einer Abordnung beim „Fest in Grün-Rot“ des Traditionskorps der Altstädter Köln im Gürzenich. Und da sprach ein freundlicher Gardist der Altstädter mit dem Fuldaer Generalmajor Uwe Bornscheuer und verwies auf sein Problem mit seinem Hut – hatte aber auch sogleich auch eine Lösung parat: „Geh doch zu unserer Hutmacherin, die kann dir auf jeden Fall helfen. Das ist die Ute Flemming in der Marienstraße.“ Gesagt – getan. Und was einen dort erwartet, lässt Mann oder Frau nicht aus dem Staunen herauskommen.

Wenn man in der Marienstraße 69 im Stadtteil Ehrenfeld durch das Hoftor schreitet und von dort die steile Treppe hochsteigt, ahnt man nicht, dass diese Schritte auch in die Vergangenheit führen. Zahlreiche Hüte für alle Anlässe werden dort noch in Handarbeit gefertigt. Zuerst allerdings begrüßen die Besucher zahlreiche Kölner Dreigestirne und närrische Regenten aus vergangenen Jahren.

 

Die Liebe zum Handwerk in fünfter Generation 

 

Ute Flemming strahlt nicht minder, wenn die Kunden in ihr Atelier kommen: Ihr ist die Liebe zum Handwerk sofort anzumerken. Sie leitet den Familienbetrieb in fünfter Generation. Seit 1968 ist die Hutfabrik Flemming in Köln ansässig. Ihr Hauptaugenmerk richtet Flemming auf Theater, Reitsport, Jagd – und natürlich auf den Karneval. Ist sie doch selbst Mitglied und langjährige Tänzerin bei der ältesten Traditionstanzgruppe „Hellige Knäächte un Mägde“ und eine große Anhängerin der fünften Jahreszeit. Nicht verwunderlich, kommt man in der Domstadt Köln auch nicht am FC, Dom oder dem Fastelovend vorbei.

In dem Atelier werden Filzstumpen über einige der mehr als 3000 Holzformen gezogen und im Ofen getrocknet. Mitarbeiter Alexander Schirotschenko zeigt eindrucksvoll, wie die Gardehüte – auch die für die Prinzengarde der FKG – entstehen. Nach dem Trocknen und Bürsten werden die Borde, das Kaninchenfell, Knöpfe, die Perücken und die Halterungen für die Federbüsche ein- und angenäht. Für Ute Flemming ist es ganz besonders wichtig, dass jeder Hut an die Kopfform angepasst wird – schließlich soll er auch für die nächsten 15 bis 20 Jahre halten. Garden und Vereine aus ganz Deutschland lassen mittlerweile ihre Kopfbedeckungen bei ihr anfertigen. Aber auch Hüte für Dressurreiten, Barockreiten, für die Jagd und für den ganz normalen Hausgebrauch entstehen in ihrem Atelier. Ein wenig schade, dass die Hutfabrik Jochen Flemming mittlerweile beinahe die einzige ist, die noch in Deutschland existiert.

 

Neue Hüte für die ganze Truppe

 

Und beim Stöbern und Schlendern durch die zahlreichen Räume ist es nicht verwunderlich, dass die ganze Truppe, also Kameramann, Fotograf, Schneiderin und die Schreiberin dieser Zeilen auch für den eigenen Kopf noch eine Bedeckung gefunden haben. Ach ja, und aus der Reparatur eines Gardehutes wurden letztendlich zehn neue Hüte für die Bürger- und Prinzengarde der Fuldaer Karneval-Gesellschaft – und damit jede Menge zufriedene Köpfe.

von Anja Trapp

 

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