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STADTGEFLÜSTER

Gemüsemarkt, Kronhof und Co: Irrtümer über Fuldas Straßennamen

Am Gemüsemarkt wurde Gemüse verkauft und am Buttermarkt Butter? Nicht ganz. Wir verraten euch häufige Irrtümer über Fuldas Straßennamen.

Bonifatiusplatz, Bahnhofstraße, Frankfurter Straße – was ein Straßenname bedeutet, ist oft eindeutig und leicht zu erkennen. Doch die erste Schlussfolgerung ist nicht immer die richtige. Am Gemüsemarkt wurde Gemüse verkauft, am Buttermarkt Butter und die Elisabethenstraße ist nach der heiligen Elisabeth benannt? Falsch. Wir verraten euch häufige Irrtümer über Straßennamen in Fulda.

 

Marienstraße und Elisabethenstraße

 

Die Marienstraße am Frauenberg ist zwar zu Ehren einer Maria benannt, aber nicht, wie man zunächst vermuten könnte, zu Ehren der Gottesmutter. Bei jener Maria, um die es geht, handelt es sich um eine irdische Frau. Mary Anne Müller, geborene Sullivan, war ein englisches Au-Pair-Mädchen. Im Jahr 1885 heiratete sie Politiker Richard Müller in England. Mit nur 26 Jahren starb Mary Anne bei der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 1887.

Richard Müller (ja, nach ihm ist auch die Schule benannt), der wenige Jahre später das erste Gebäude – eine zweigstöckige Villa mit der Hausnummer 1 – errichten ließ, benannte das neue Wohngebiet zu Ehren seiner so früh verstorbenen Ehefrau.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Elisabethenstraße: Ihre Namenspatronin nicht nicht die heilige Elisabeth, sondern Elisabeth Goebel (1859-1945), Tochter des Gymnasialdirektors Eduard Goebel. Auch nach ihm ist in Fulda eine Straße benannt.

 

In den Straußwiesen

 

Welcher Art von Strauß könnte man wohl in den Straußwiesen begegnen? Wachsen dort vielleicht besonders viele Blumen, sodass sich auf der Wiese die schönsten Blumensträuße pflücken lassen? Oder lebten dort vielleicht sogar Vogelsträuße? Nichts von beidem. Die Bezeichnung “Strauß” mit der heutigen Bedeutung des Wortes nämlich gar nichts zu tun. Stattdessen kommt es vom althochdeutschen Wort “struot”, was soviel wie “Gebüsch” bedeutet. Im ältesten Beleg aus dem Jahr 1829 ist noch von der “Struswiese” die Rede. Von “strus” zu “straus” ist es dann letztendlich nicht mehr weit. Die Straußwiesen bezeichnen also eine Wiese, die mit Buschwerk bewachsen ist. Übrigens: westlich von Maberzell gibt es auch noch das sogenannte “Strutfeld”.

 

Buttermarkt und Gemüsemarkt

 

Am Gemüsemarkt wurde Gemüse verkauft und am Buttermarkt Butter. Klingt logisch – ist aber leider nur die halbe Wahrheit. Beide Märkte existierten zwar zeitgleich nebeneinander, auf den Gemüsemarkt wurden damals allerdings nur die „Stümper“ verwiesen. Eine Bezeichnung für jene Menschen, die sich den Zünften verweigerten oder aus ihnen ausgeschlossen waren. Diese Menschen verkauften zwar auch Gemüse – allerdings nicht nur. Genauso wenig wie am Buttermarkt ausschließlich Butter verkauft wurde. Die Straßennamen sind daher zwar nicht unbedingt falsch – aber irreführend.

 

Am Kronhof

 

Man könnte es zwar vermuten, doch der Fuldaer Kronhof hat nichts mit einer Krone zu tun. Sein ursprüngliche Name lautete “Gronhof” bzw. “Krunhof”. Damit bezeichnete man schlicht einen an einer grünen Wiese gelegenen Gutshof. Auch die Namen Grönhof oder Grünhof kann man mehrfach finden. Bei Schlüchtern und bei Leichtersbach gab es früher ebenfalls einen “Grunehof” und in Frankfurt findet man bis heute noch einen “Grünhof”. Der Kronhof in Fulda klingt aber natürlich etwas eleganter.

 

Ein Text der Fuldaer Zeitung

 

Fallen euch noch mehr Fuldaer Straßennamen ein, die eine ganz andere Bedeutung haben, als man vermuten mag? Über die Herkunft so mancher Benennungen haben wir euch bereits in der Vergangenheit berichtet – lest also gerne mehr zum Zitronemannsgäßchen, zur Gambettagasse, zur Meistergasse oder was die Straße „Im Sack“ so besonders macht. Folgt uns auch bei Facebook und Instagram, um nichts aus der Barockstadt zu verpassen.