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STADTGEFLÜSTER

Kirmes: Tradition mit Tanz und Tracht

Wir haben euch allerlei Wissenswertes rund um die wichtigsten Begriffe und Traditionen rund um die Kirmes in der Rhön zusammengestellt.

Ein bunt gestreifter Baum, daneben ein Zelt und tanzende Paare in Tracht: Die Kirmeszeit war wieder einmal unvergesslich. Die Kirmes in der Rhön hat eine lange Tradition und ist eines der am meisten entgegengefieberten Feste des ganzen Jahres. Viele Dörfer und Fuldaer Stadtteile veranstalten im Herbst ihre eigene Dorfkirmes, auf der allerhand getanzt und gefeiert wird. Kirmes bedeutet jedoch deutlich mehr als ein Wochenende Feierei. Allerlei Wissenswertes rund um die wichtigsten Begriffe und Traditionen haben wir euch hier zusammengestellt. Die Fotos in diesem Beitrag entstanden mit der Kirmesgesellschaft Mackenzell.

 

Kirchweihe

 

Die Kirchweihe oder auch Kirchmess wurde ursprünglich bei der Fertigstellung des neuen Kirchhauses gefeiert. Vom Wort Kirchmess lässt sich auch der in Osthessen gängige Begriff Kirmes ableiten. Bei dem Gottesdienst wird der Kirchen- und Dorfgeschichte gedacht, bevor man gemeinsam feierlich zum Festplatz zieht, um zu tanzen. Über die Jahre hat es sich zur Tradition entwickelt, dass die Gesellschaften anderer Dörfer zu Besuch kommen.

 

Ablauf

 

Die Kirmes, auf Rhöner Platt auch Kermes genannt, findet in den meisten Dörfern an einem Wochenende zwischen September und November statt. Ein Kirmeswochenende umfasst in der Regel vier Tage, von Freitag bis Montag. Es beginnt freitags mit einer großen Party, bei der die Feierwütigen zur Musik von einem DJ oder einer Live-Band tanzen. Am Samstag wird tagsüber mit dem Dorf und abends zusätzlich mit befreundeten Kirmesgesellschaften weitergefeiert. Diese ziehen nach und nach ein und präsentieren jeweils einen kurzen Tanz. Dabei wird selbstverständlich reichlich getrunken. Der Höhepunkt des Kirmeswochenendes steht jedoch am Sonntagmittag an: der traditionelle Dreireihentanz. Im Schnitt werden drei Tänze gezeigt, meist ein Walzer sowie eine Polka und ein Reigen. Zwischen den Tänzen werden kurze Reden und Danksagungen ausgesprochen. Montags wird noch einmal gemeinsam gegessen und getanzt, bevor die Feierei abklingt.

 

Kirmesgesellschaft

 

Die Vorbereitung auf das jährliche Kirmeswochenende beginnt schon weitaus früher. Über das ganze Jahr verbringen die Kirmesburschen und -mädels Woche für Woche im Tanz-Training oder bei gemeinsam besuchten Veranstaltungen Zeit miteinander. Kirmesfahrten, Baumholen, Hüte nähen oder Zelt aufbauen sind dabei nur einige der Aktivitäten, die die Gruppe zusammenschweißen. Über diese Zeit entstehen enge Freundschaften und natürlich auch die eine oder andere Liebesbeziehung – man sammelt außerdem Erfahrungen für das ganze Leben.

 

Kirmespaare

 

Den meisten Pärchen kommt innerhalb der Gesellschaft eine besondere Aufgabe zu: Das Ploatzpaar oder ein gewählter Vorstand ist beispielsweise für die Organisation zuständig. Das Schnapspaar kümmert sich um ausreichend Spirituosen und wieder andere sind verantwortlich für die Finanzen oder ähnliche Aufgaben. Jede Kirmesgesellschaft gestaltet ihre Kirmes jedoch einzigartig und ist in ihrem Aufbau unterschiedlich.

 

Kirmesbaum

 

Der Kirmesbaum ist das Zentrum jeder Kirmes. Meist schon einige Wochen davor selbst gefällt, bietet bereits die Vorbereitung einiges an Spaß und Arbeit. Anschließend werden alle Äste des Nadelbaums abgesehen von der Spitze abgeschliffen und dann wird der Baum gestaltet. Jeder Ort hat hier seine Vorlieben, oft werden farbige Kringel aufgemalt oder es wird ein Muster in den Baum geraspelt. Aus den Ästen werden Kränze gebastelt, die im Anschluss dekorativ um den Baum gehangen werden. In einigen Orten wird der Baum nachts traditionell bis zum Aufstellen vor Einbrechern aus anderen Dörfern bewacht. Das Aufstellen bedeutet wieder jede Menge Arbeit, da auch heutzutage noch viele Kirmesgemeinschaften versuchen, den Baum händisch oder mit möglichst wenig technischer Hilfe aufzustellen. Anschließend findet der Dreireihentanz um den Baum statt.

 

Dreireihentanz

 

Der Dreireihentanz ist die wichtigste Veranstaltung am Kirmeswochenende. Wochenlang üben die Paare verschiedene Tänze, von Walzer bis Polka. Dabei kommen bekannte Figuren wie das Schultersitzen vor. Dabei bilden die Kirmesburschen Schulter an Schulter einen Kreis, die Mädels setzen sich in die entstandenen Lücken und werden um den Baum getragen. Meist kommt für den Dreireihentanz am Sonntagmittag das ganze Dorf zusammen, um zuzuschauen.

 

Kirmessprüche

 

Viele denken bei Kirmes oder Oktoberfest an laut schreiende oder sogar jodelnde Menschen. Auch diese Tradition darf bei einer Kirmes nicht fehlen. „Hopp, hopp, hopp, Schoppe in den Kopp!“ Meist stimmt der Ploatzknecht verschiedenste markante Sprüche an, welche von der Gesellschaft beantwortet werden. Diese unterscheiden sich, ähnlich wie bei der Foaset, von Dorf zu Dorf und beinhalten Charakteristiken des jeweiligen Ortes. Oft geht es dabei ums Trinken. Bei Einmärschen oder der eigenen Kirmes werden die Sprüche dann lautstark gerufen. Meist ist es der Ploatsknecht, der die Rufe anstimmt und den bekannten Jodler hintendran hängt. Vier Tage lang Schreien übersteht jedoch selbst der geübteste Ploatzknecht selten: spätestens am Montag haben die Stimmbänder längst aufgegeben und die Rufe sind entsprechend leiser.

 

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