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STADTGEFLÜSTER

Die Geschichte der Pauly-Passage

Die Pauly-Passage im Zentrum Fuldas hat eine rund 100 Jahre lange Geschichte – eine Geschichte mit mancher Veränderung und viel Tradition.

von Volker Nies mit Ergänzungen der Redaktion 

Die Pauly-Passage im Zentrum Fuldas hat eine rund 100 Jahre lange Geschichte – eine Geschichte mit mancher Veränderung: Die Pauly-Passage heißt eigentlich Central-Passage. Den viel geläufigeren Namen Pauly-Passage bekam der Durchgang von der angrenzenden Parfümerie Pauly.

Vor 120 Jahren, am 2. Juni 1902, hatte Carl Pauly die „Central-Drogerie Pauly“ am Buttermarkt 3 eröffnet. Die Passage entstand vor rund 100 Jahren: Nach dem Ersten Weltkrieg – der 1918 geendet hatte – kaufte Carl Pauly die Grundstücke Marktstraße 13 und Steinweg 14 und schuf die Central- oder Pauly-Passage. Über dem Durchgang sind beide Gebäude durch einen Innenhof verbunden.

Um die Passage herum waren im Laufe der Jahre viele Geschäfte angesiedelt. So zählten in den vergangenen Jahren unter anderem ein Mobilfunk-Geschäft, eine Bäckerei, ein Schnellimbiss, ein Goldankauf, ein Friseurbedarfs-Shop, eine Kaffeebar und ein Brillengeschäft zu den Mietern.

 

Zwischen Tradition und Veränderung

 

Geht man in der Geschichte aber noch einige Jahrzehnte weiter zurück, gibt es noch viele weitere Läden, die das Bild um die Marktstraße und den Steinweg herum geprägt haben. Einst fand man in der Passage einen Kiosk, einen renommierten Herrenausstatter sowie ein Kaffeegeschäft – damals war so etwas in Fulda noch ganz neu. Bis in die Fünfzigerjahre gab es außerdem ein großes Sportgeschäft. Schon damals erfreute man sich an dem regen Durchgangsverkehr. Im ersten Stock existierte eine Bankfiliale. Der Drogist Carl Pauly hatte mit einigen der ehemaligen Geschäftsinhaber übrigens vor allem eines gemeinsam: Sie waren zu ihrer Zeit große Freunde des Fußballvereins Borussia Fulda.

Ab den frühen Dreißigerjahren legte Pauly das Geschäft in die Hand der Geschwister Otto und Reinhold Felgenhauer. Aus der zunächst gemeinsam geführten Parfümerie Pauly spalteten sich ein Drogerie- sowie ein Fotogeschäft ab. Die Geschwister gerieten eines Tages auseinander und führten ihre Geschäfte in Folge getrennt. Drogerie befand sich direkt rechts neben der Parfümerie auf der Seite zur Marktstraße. Foto Pauly befand sich auf der anderen Seite der Passage Richtung Steinweg.

 

Viele Mieterwechsel und ein neuer Eigentümer

 

In den Räumen der Parfümerie hatte also ein Jahrhundert lang die Parfümerie Pauly ihren Sitz, ehe sie im Frühjahr 2011 von einem süddeutschen Parfümerieinhaber übernommen wurde. Ebendieser verkaufte 2018 an eine große Parfümeriekette, die das Geschäft unter dem bestehenden Namen weiterlaufen ließ. 2021 wurde die Filiale nach ihrer langjährigen Tradition geschlossen. Doch schon im Sommer 2021 zog ein Lübecker Familienunternehmen in die geschichtsträchtigen Räume ein und führt das Parfümeriegeschäft bis heute fort. Ihre Miete überweisen sie nun allerdings an einen neuen Eigentümer.

Lukas Büttner (34), in Fulda aufgewachsen, jetzt in München tätig, hat die Pauly-Passage zwischen Steinweg und Marktstraße erworben.

Der Kaufvertrag wurde vor einigen Wochen ausverhandelt und abgeschlossen und jetzt zum Jahreswechsel gültig. Das bestätigen Lukas Büttner und der bisherige Eigentümer, die Familie Felgenhauer, der Fuldaer Zeitung. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Verkauft wurde, genau genommen, nicht die Passage, sondern die beiden Immobilien, zwischen denen sie verläuft. Heute befinden sich darin neben der Parfümerie noch eine Kaffeebar, eine Crêperie und ein Brillengeschäft. „Daran soll sich auch nichts ändern. Die Mietverhältnisse werden fortgeführt“, erklärt Büttner. Dies gelte auch für die vier Wohnungen, die sich über den Geschäftsräumen befinden. Im Obergeschoss ist ein kleines Schönheitsstudio, das zu der Parfümerie gehört.

 

Büttner will die Tradition erhalten

 

Was hat Lukas Büttner an dem Engagement gereizt? „Ich bin in Fulda groß geworden und bin der Stadt nach wie vor sehr verbunden. Ich habe eine etwas größere Anlagemöglichkeit gesucht und bin auf das Objekt Pauly-Passage aufmerksam gemacht worden“, erklärt Büttner.

Zusammen mit seinem Vater Dr. Herbert Büttner – der frühere Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda war – und weiteren Familienangehörigen hat Lukas Büttner in den vergangenen Monaten bereits zwei weitere bekannte Immobilien erworben: die Windmühle und das Café Thiele. „Es war eigentlich rein zufällig, dass wir die Windmühle gekauft haben. Es gab ein Angebot. Und bei einem solch interessanten Objekt schlägt man dann schon zu“, sagte Dr. Büttner nach dem Erwerb der Windmühle.

Er sehe das Haus als „langfristige Geldanlage“. Doch der Kauf habe auch eine persönliche, eine emotionale Dimension. Als Institution sei die Windmühle aus der Stadt Fulda schlichtweg nicht mehr wegzudenken. Und das soll die Kneipe inmitten des „Bermuda-Dreiecks“ nach dem Willen Büttners auch auf Dauer bleiben.

Der Erhalt eines anderen bekannten Fuldaer Traditionsbetriebs war zudem das Motiv für einen weiteren Kauf. Die Familie Büttner hat auch das Café Thiele – schräg gegenüber der Stadtpfarrkirche – gekauft.

Nicht nur die Pauly-Passage hat einen neuen Eigentümer. Auch in der Friedrichstraße passiert viel Neues. Was genau, das erfahrt ihr in diesem Beitrag. Folgt uns auch bei Facebook und Instagram, um nichts aus der Barockstadt zu verpassen.