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STADTGEFLÜSTER

Auf galaktischer Mission: Project X1 in Burghaun

Project X1 aus Burghaun baut die beliebten Raumschiffe und Requisiten aus den Star-Wars-Filmen nach und erwecken so Fanträume zum Leben.

Direkt vor der Haustür und doch in einer weit, weit entfernten Galaxis: Michael Schramm und Thomas Schulze bauen in ihrem Hangar in Burghaun die beliebten Raumschiffe und Requisiten aus den Star-Wars-Filmen nach. Mit Project X1 erwecken sie so Fanträume zum Leben und machen die Raumschiffe von Darth Vader, Luke Skywalker und Co hautnah erlebbar.

„Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun.“ Ganz nach diesem Leitspruch aus dem Hause Walt Disney hat sich vor rund zehn Jahren eine Gruppe kreativer Köpfe zusammengetan und mit jeder Menge Schweiß und Herzblut etwas erschaffen, das viele nicht für möglich hielten. Project X1 baut Raumschiffe – und zwar in Lebensgröße. „TIE-Fighter“, „X-Wing“ und „AT-ST“ – so heißen die Vorbilder aus der Filmreihe Star Wars, die in einer Halle in Burghaun von Fans für Fans originalgetreu nachgebaut werden und Klein und Groß begeistern. Mittendrin: Michael Schramm aus Eichenzell und Thomas Schulze aus Eisenach. Sie sind die Geschäftsführer von Project X1, bei dem jede Menge begabte Menschen ihre Finger im Spiel haben.

 

Vom Versicherungsmakler zum Raumschiffbauer

 

Alles begann 2011, als Michael Schramm verkleidet als Bösewicht Darth Vader im Legoland auftrat. Im Alltag war er damals Versicherungsmakler, in seiner Freizeit warf er sich als Mitglied des Kostümclubs German Garrison gerne mal in die Uniformen Imperialer Schurken. Bei einer feuchtfröhlichen After-Show-Party hatte er die spontane Idee, mal etwas Größeres zu probieren. Und Großes sollte entstehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Noch am selben Abend rief er seinen guten Freund Thomas Schulze an. Der hatte mit Star Wars zunächst nicht viel am Hut – wurde aber wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten als Metallbauer schnell zu dem überredet, was erstmal wie ein kurioser Spaß klang und sich schnell zu weitaus mehr entwickelte.

 

Reisen um die ganze Welt

 

Das erste Projekt der beiden Männer war der „TIE Advanced X1“, den Darth Vader im Krieg der Sterne steuert. 1,4 Tonnen wiegt das Raumschiff, das mit 4,5 Metern Höhe und 5,3 Metern Breite das größte Modell seiner Art auf der ganzen Welt ist. Zwei Jahre Bauzeit vieler helfender Hände und etwa 15.000 Euro Materialkosten stecken in dem originalgetreuen Nachbau – kein Pappenstiel. Und viele weitere Nachbauten aus der Popkultur sollten folgen. Doch die verrückte Idee fand nicht nur bei den Fans der Science-Fiction-Reihe von George Lucas Anklang, die für ein Foto mit dem Kultobjekt Schlange standen. Auch die Macher der Filmreihe wurden auf die Raumschiffbauer in Deutschland aufmerksam.

Heute bereist das Team von Project X1 mit seinen Fanprops die ganze Welt. Vom Disneyland Paris über die Star Wars Celebration bis hin zu Filmpremieren der neuesten Star-Wars-Kinofilme in Kalifornien legten die riesigen Modelle schon viele tausend Seemeilen zurück. In enger Zusammenarbeit mit Disney, Lucasfilm und dem Videospielhersteller Eletronic Arts, der mittlerweile die Material- und Reisekosten des Projekts übernimmt, entstanden zahlreiche weitere Nachbauten aus Star Wars und Spielen wie Battlefield und Titanfall.

 

Alle packen mit an

 

Ohne die Hilfe ihrer vielen Mitstreiter könnten Michael Schramm und Thomas Schulze das alles nicht bewältigen. Die Helfer stammen aus ganz Deutschland und bringen das beste Fachwissen aus vielen Branchen mit: Lichttechniker und Stahlbauer sind unter anderem dabei, sowie ein Informatiker, ein Elektromeister, eine Schneiderin und ein Mitarbeiter aus dem Tiefbau. Sie alle packen mit an und machen auch unmöglich erscheinende Projekte möglich. Und ihr Fachwissen ist auch nötig, denn beim Bau der Requisiten spielen viele Dinge eine entscheidende Rolle. Vor allem Beförderung und Sicherheit stehen dabei im Fokus. Die Nachbildungen aus der Weltraum-Saga müssen möglichst schnell auf- und abgebaut und damit transportfähig gemacht werden können. Brandschutz, Statik und Windlastberechnung müssen stimmen, damit bei der Ausstellung der Stücke nichts passieren kann.

 

Den Stars ganz nah

 

Ein Highlight für die Raumschiffbauer ist sicherlich der Kontakt zu ihren Filmhelden. So trafen sie nicht nur viele namenhafte Filmemacher, Schauspieler und Synchronsprecher aus dem Franchise, es entstanden dabei auch gute Kontakte und enge Freundschaften. Einige Stars verewigten sich mit ihrer Unterschrift auf dem TIE und Produzent und Regisseur Jon Favreau, der jüngst große Erfolge mit der Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ feierte, schenkte Michael Schramm bei einem Treffen sogar eine sogenannte Producer Coin, die normalerweise nur Mitwirkenden an der Serie vorbehalten ist. Für Michael Schramm ging bei der Premiere von Episode 9 sogar ein weiterer Traum in Erfüllung: Er durfte einem Stromtrooper im Film seine Stimme leihen.

Aber nicht nur diese Benefits bewegen die beiden Männer zum Weitermachen. „Die Herzlichkeit der Menschen trägt alles und gibt enorme Kraft“, erklärt Michael Schramm. „Auch wenn wir in der Pandemie schwer zu kämpfen haben und nicht sicher ist, wie es weitergeht.“ Für die Premiere des Videospiels „Star Wars: Squadrons“ baute Project X1 zuletzt zehn Cockpits aus dem Spiel originalgetreu nach. Doch die Veranstaltung fand nicht statt – und viele Stunden Arbeit verliefen im Sand. „Eigentlich wäre das unser bestes Jahr geworden.“

 

Fanliebe vereint

 

Die Leidenschaft und die leuchtenden Augen der Fans sind für die Bastler immer wieder etwas ganz Besonderes. Die Liebe zum Franchise rund um Jedi-Ritter und galaktische Rebellen im Kampf gegen die dunkle Seite der Macht vereint Menschen weltweit, ungeachtet ihrer Religion, Sprache oder Kultur. Die Wertschätzung, die die beiden Männer erfahren, ist riesig. So erinnern sie sich zum Beispiel an einen französischen Chirurgen, der bei einer Ausstellung auf die Knie fiel und anfing zu weinen, weil er so überwältigt davon war, die Raumschiffe aus seinen Lieblingsfilmen hautnah zu erleben. Ähnlich begeistert waren auch Fans in Ländern wie Australien, Portugal oder Kanada. Hautnah erleben kann man die Stücke auch direkt im osthessischen Hangar, wo bei jährlichen Events große und kleine Verehrer der Star-Wars-Saga sowie kostümierte Fans zum Anschauen, Staunen und Fotos machen zusammenkommen.

Zugegeben: Fliegen können die Raumschiffe aus Burghaun nicht. Oder? Thomas Schulze erzählt, dass eines der Modelle einmal mit dem Flugzeug statt mit dem Schiff transportiert wurde. „Wir können also behaupten: Unser Raumschiff ist wirklich geflogen.“ Der größte Wunsch der beiden Ausnahmefans ist es, einmal den sagenhaften Millennium Falken nachzubauen. Vielleicht ist dieser Traum ja bereits zum Greifen nahe? Möge die Macht mit ihnen sein.

 

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