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STADTGEFLÜSTER

Vom Meister selbst entworfen: Die Rittergasse 4

Das Gebäude in der Rittergasse 4 war einst Wohnhaus von Stiftsbaumeister Johann Dientzenhofer, der auch am Bau des Doms beteiligt war.

Betrachtet man seine schmucke Fassade, liegt der Schluss nahe, dass hier eins ein begabter Baumeister am Werk war: Das Haus in Fuldas Rittergasse 4, in dem heute der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Fulda seinen Sitz hat, war zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Wohnhaus von niemand geringerem als Johann Dientzenhofer – einstiger Stiftsbaumeister von Fulda. Als Verbindung von Kanal- und Pfandhausstraße verläuft die Rittergasse mitten durch Fuldas Altstadt. Unweit von Dom und Stadtschloss entfernt hatte Dietzenhofer so auch keinen weiten „Arbeitsweg“.

 

Viele Details im barocken Stil

 

Für das 1707 erbaute Gebäude wurden sogar Materialien vom Fuldaer Dombau, an dem Johann Dientzenhofer mitgewirkt hat, verwendet. Die Fassade des massiven Sandsteinquaderbaus wird von fünf Fensterachsen und in der Horizontalen durch ein kräftiges, beide Geschosse trennendes Gesims gegliedert. Während die Fenster im Erdgeschoss ungerahmt und mit Scheitelsteinen versehen sind, zeichnen sich die Fenster im Obergeschosse durch mehrfach profilierte Ohrengewände aus. Das Mansarddach ist durch ein zentrales Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel geprägt. An der Seite erkennt man segmentbogig schließende Gaupen. Aufmerksame Beobachter erkennen an der nordöstlichen Gebäudekante in einer Nische eine barocke Steinfigur des heiligen Johannes Nepomuk – dem Namenspatron Johann Dientzenhofers. Auch im Inneren des Gebäudes lassen sich bis heute noch Besonderheiten erkennen: So findet man hier noch stuckierte Zimmerdecken und Türen, die teilweise noch aus der Erbauungszeit stammen.

 

Werke des Stiftsbaumeisters in der Region

 

Nachdem Johann Dientzenhofer im Jahr 1700 vom Fuldaer Fürstabt Adalbert von Schleifras zum fürstäbtlichen Stiftsbaumeister ernannt wurde, lebte und arbeitete er auch in der Barockstadt. Neben dem Bau der Fuldaer Hochstiftskirche gestaltete er auch das Stadtschloss im barocken Stil und baute nach eigenen Plänen die Sommerresidenzen Bieberstein und Geisa. Selbstverständlich zeichnete er sich auch für sein eigenes Wohnhaus im Barockstil für sich und seine Familie in der Rittergasse 4 verantwortlich. Nur schade, dass seine Fuldaer Jahre eigentlich nur bis 1707, also das Erbauungsjahr des Wohnhauses, dauerten. Denn obwohl seine anderen Fuldaer Bauten noch bis 1711 fertiggestellt werden mussten, wurde Johann Dientzenhofer ab 1707/1708 in Bamberg Hofbaumeister und somit Nachfolger seines Bruders nach dessen Tod. Das schmucke Wohnhaus steht zum Glück der Fuldaer aber bis heute und zieht bei einem Spaziergang durch die Stadt mit Sicherheit immer noch viele Blicke auf sich.

 

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