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STADTGEFLÜSTER

Kupferne Ananas und Japanisches Teehaus

Das Schloss Fasanerie vereint Geschichte, Lifestyle und Natur.

Ausgedehnte Spaziergänge durch die romantische Parkanlage, Führungen in den Gemächern der hessischen Kurfürsten und Landgrafen sowie Märkte für Kreativsinn und Lifestyle – die Fuldaer sind froh, dass sie ihr Schloss Fasanerie haben. Ein kleiner Luxus ist es, dass Hessens schönstes Barockschloss – wie die Museumsverwaltung es gerne nennt – in Eichenzell direkt vor den Toren der Barockstadt liegt.

Edel liegt die Landschlossanlage zwischen den zwei hohen Zwiebeltürmen in der malerischen Landschaft zwischen Eichenzell, Fulda-Bronnzell und Engelhelms. Obwohl sie schon länger nicht mehr als Residenz für den hessischen Adel dient, behält sie diese Funktion im Grunde bei – für die Fuldaer, die eine Weile aus der Stadt fliehen wollen. Das Schloss Fasanerie – in Erinnerung an den ersten Bauherrn Adolph von Dalberg von vielen hin und wieder auch Schloss Adolphseck genannt – beheimatet ein Museum, ein Restaurant, einen Biergarten, den öffentlich zugänglichen Schlosspark sowie mehrere Wohnungen für Privatbesitzer. Heutiger Inhaber ist die Kulturstiftung des Hauses Hessen.

Von Bronnzell kommend über die lange Fasaneriestraße sieht man schon von weitem die prächtigen Barockfassaden und die üppige Grünanlage rundherum. Ob bewusst oder unbewusst, man spürt bereits bei der Anfahrt über die Allee die geschichtsträchtige Atmosphäre, in die man dann spätestens bei der Ankunft an der Schlossanlage eintaucht.

 

Vom Landschlösschen zur Residenz

 

Im spätbarocken Jahr 1735 lässt Fürstabt Adolph von Dalberg ein bodenständiges Landschlösschen errichten, das heute den Kern der Anlage bildet. Dieser alte Teil des Schlosses wird von den beiden hohen Zwiebeltürmen abgegrenzt, die man schon von weitem sehen kann. Nur fünf Jahre später baut Baumeister Andreas Gallasini im Auftrag von Dalbergs Nachfolger Amand von Buseck die Fasanerie zur hochherrschaftlichen Sommerresidenz aus. Seitdem säumen zwei langgestreckte Flügel den ursprünglichen Kernbau, den geschlossenen Hof und den dreiseitigen Ehrenhof. Kavalierhäuser, Gittersperren sowie vorgelagerte Wacht- und Wirtschaftsgebäude mit einem Gestüt ergänzen den großen Hauptbau.

Mit der Herrschaft über Fulda übernimmt im Jahr 1816 das Kurfürstentum Hessen auch das Schloss Fasanerie. Die Auswirkungen der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Anlage zuvor stark mitgenommen. Nach einer Verwendung als Lazarett ab 1813 und einer Plünderung war sie kaum noch als Residenz nutzbar. Kurfürst Wilhelm II. von Hessen lässt die Fasanerie deshalb von Baumeister Johann Conrad Bromeis ab 1825 wiederherstellen und Teile der Innenarchitektur verändern. 1866 bringt die Annexion Kurhessens durch Preußen dann wieder eine Enteignung des Schlosses mit sich – zwölf Jahre lang war die Fasanerie dem Besitz des Hauses Hessen entzogen, bis sie 1878 nach langen Verhandlungen gemeinsam mit dem Fuldaer Stadtschloss dem rechtmäßigen Erben der hessischen Kurwürde, Landgraf Friedrich Wilhelm, als Privatbesitz überlassen wurde. Dem Landgrafenehepaar Friedrich Wilhelm und Anna von Hessen dient Schloss Adolphseck daraufhin lange als Sommerresidenz.

 

Museum und Sammlungen

 

Nachdem die erheblichen Schäden des 2. Weltkriegs behoben wurden, gründet Landgraf Philipp von Hessen 1951 das Museum Schloss Fasanerie mit 60 Schauräumen. Auch heute noch kann man sich hier die prachtvoll ausgestatteten Wohnräume mit imposanten Kronleuchtern, originalen Seidentapeten, Möbeln unterschiedlicher Epochen und dekorativem Porzellan anschauen und die bedeutenden Gemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert bestaunen, die die Wände zieren. Zusätzlich findet jährlich im Badehaus eine Sonderausstellung zu einem ausgewählten Thema mit Bezug zu Schloss Fasanerie statt.

 

Romantischer Landschaftspark

 

Dreißig Hektar groß ist der romantische Schlosspark, der die wildwachsende Natur um das Schloss mit gestalteten Elementen in einer kleinen Ideallandschaft vereint. Diese Idylle dient vielen Fuldaern für Sonntagsspaziergänge oder Picknicks, um frische Luft und Erholung mitzunehmen. Zwischen locker arrangierten Baumgruppen, natürlichen Wiesen, gepflegten Beeten und kunstvoll angelegten Seen findet man prächtige Pavillonbauten. Dazu gehört zum Beispiel auch das gerade erst neu sanierte japanische Teehaus mit seiner leuchtend kaminroten und pistaziengrünen Fassade. Dieser bezaubernde Pavillon ist einer von insgesamt fünf beliebten Hochzeitslocations auf der Schlossanlage: In der Küchenruine, zwei Teehäusern, der Hofscheune oder dem Obstgarten lässt sich der schönste Tag des Lebens so schön verbringen wie sonst wohl nur an wenigen Orten.

 

Auf den Dächern die kupferne Ananas

 

Wer bei seinem Besuch auf Schloss Fasanerie nach oben schaut, entdeckt sechs glänzende Ananasfiguren, die dem ein oder anderen vielleicht auch aus dem Stadtbild des Fuldaer Barockviertels, etwa von der Orangerie, bekannt sind. Sie erinnern an den Bauherrn Amand von Buseck, der unter anderem als der erste Ananaszüchter Hessens gilt – und das im 18. Jahrhundert. Aus Stolz über den Erfolg seiner Gärtnerei ließ er die mannshohen kupfernen Ananasse fertigen.

Das prächtige Bild, das durch die Kombination dieser exotischen Elemente in der barocken Architektur entsteht, bildet eine ideale Umgebung für die Lifestyle- und Kunstmärkte, die jährlich viele Besucher auf das Schlossgelände locken. Zu den wohl bekanntesten zählen das „Fürstliche Gartenfest“ und der „Feinwerk-Markt für echte Dinge“, auf denen man exklusive Pflanzen, Designerstücke und hochwertige Handwerksprodukte findet, die ein Stück der Schloss-Atmosphäre in die Fuldaer Gärten und Wohnzimmer tragen.

 

Schon gewusst?

 

Landgräfin Anna

 

Landgräfin Anna von Hessen ist in Fulda ein bekanntes Gesicht. Warum? Bei Führungen durch Schloss Fasanerie, die viele Fuldaer in ihrer Schulzeit mindestens einmal erleben, kommt man nicht ohne Staunen an einem Ölporträt der geborenen Prinzessin von Preußen in einem atemberaubenden rosa-weißen Tüllkleid von Maler Franz Xaver Winterhalter vorbei. Auch nach dem Tod ihres Mannes, Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen, 1884 bis zu ihrem eigenen Tod 1918 besuchte Anna das Schloss Fasanerie noch regelmäßig und lange. Heute ist sie als bislang einzige Frau im Fuldaer Dom beigesetzt.

 

Die Schlossherren

 

Heute ist das Schloss Fasanerie im Besitz der Kulturstiftung des Hauses Hessen, deren Ziel die Erhaltung und Pflege des Kunst- und Kulturbesitzes der Kurlinie des Hauses Hessen ist. Der Vorstand der Stiftung besteht aus Heinrich Donatus Landgraf von Hessen, seit 2013 Oberhaupt des Hauses Hessen, dessen Ehefrau Floria Landgräfin von Hessen (geborene Gräfin von Faber-Castell) und Rainer Prinz von Hessen.