Die Wiesenmühle: Gastronomie mit Geschichte
Die Wiesenmühle zählt mit ihrem gemütlichen Außenbereich und den weitläufigen, rustikalen Innenräumen zu den bekanntesten Fuldaer Biergärten und lockt unzählige Besucher an. Aber das Gebäude in den Fuldaauen hat weit mehr zu bieten als gutes Essen, Atmosphäre und frisches Bier: Geschichte.
Erste Jahrhunderte der Weißmühle
Die Wiesenmühle, auch Weißmühle genannt, wurde erstmals 1337 urkundlich erwähnt. Viele Besitzer bewirtschafteten die Wiesenmühle über die Jahre, unter anderem ein Bürgermeister mit dem Namen „Wyssmoller“, durch den sich der heutige Name Wiesen- bzw. Weißmühle erklären lässt. Mit wechselnden Müllern und Kunden zogen so Jahrzehnte über die Mühle hinweg, welche sich stetig vergrößerte.
Schicksalsschläge für die Mühle
Die Wiesenmühle bietet mit ihrer Lage am Mühlengraben viel Angriffsfläche für Überschwemmungen und Unwetter. Im 17. Jahrhundert sind zwei große Überflutungen datiert, welche die Wiesenmühle besonders stark trafen. Im Jahre 1643, bei der zweiten großen Überschwemmung, betraf das Unglück nicht nur die gesamte Einrichtung wie einige Jahre zuvor. Angeblich soll man den Müller verzweifelt um Hilfe schreien gehört haben, aber aufgrund der Wassermassen konnte ihm zunächst niemand helfen. Tagelang wartete er auf Rettung, viele Tiere des Hofes überstanden diese Zeit jedoch nicht.
Rund 150 Jahre später gab es außerdem einen großen Brand auf dem Gut. Fettreste hatten angefangen zu brennen, und durch unglückliche Zufälle ließ sich das Feuer nicht bekämpfen. Der diensthabende Wächter, welcher Feuer im Stadtgebiet melden sollte, war an diesem Abend nicht anzutreffen, die Löschgeräte waren schwer zugänglich und wenig Unterstützung seitens der Nachbarn ließen eins zum anderen kommen: Die Mühle brannte in weiten Teilen nieder. Das einzig Positive an dieser Tragödie war die anschließende Umgestaltung der Feuerwehr.
Wiederaufbau und Blütezeit
Bereits vor dem Brand mit allerlei Gebäuden und Mühlen ausgestattet, wurde die Mühle nach dem Brand ähnlich groß wieder aufgebaut. Im Jahr 1825 bestand die Mühle zusätzlich zu einem großen Wohnhaus und allen Räumlichkeiten zur Landwirtschaft aus 6 Wasserrädern. Somit verfügte die Fuldaer Wiesenmühle über die höchste Anzahl an Wasserrädern, die eine Mühle betrieben. Zu dieser Zeit wohnten ca. 20 Menschen auf dem Gelände und betrieben Fischfang, Schlachterei und das Mühlenhandwerk.
Das große Mühlensterben
Durch die industrielle Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich auch für die Mühlenbetreiber vieles. Die Gewerbefreiheit führte erst zu einem Anstieg der Mühlen in Deutschland, da nun jeder seine frei gewählten Dienste anbieten konnte. Somit fielen zunehmend feste Kunden, welche durch den sogenannten Mühlenzwang an die Wiesenmühle gebunden waren, weg. Im 20. Jahrhundert wurden dann stetig Wind- und Wassermühlen durch Dampfbetriebene ausgetauscht und das große Mühlensterben begann. Von diesem blieb auch die Wiesenmühle nicht verschont und mit Maria Mans endete der jahrhundertelange Mahlbetrieb in den 1950er Jahren endgültig.
Verkauf und Umbau zur Gaststätte
Das damals 12.500 Quadratmeter große Grundstück wurde anschließend von allerlei Unternehmen, beispielsweise Speditionen und Lieferanten, genutzt. Nachdem die Stadt das Anwesen 1980 gekauft und den Schlachthof in das Industriegebiet versetzt hatte, begann der erneute Verkauf des mittlerweile heruntergekommenen Hofes. Für lediglich 110.000 Mark kaufte schließlich der Getränkegroßhändler Heurich das Gelände und begann mit dem Umbau zur Gaststätte.
Im Jahr 1990 feierte die Wiesenmühle wie wir sie heute kennen ihre Eröffnung. Seitdem lassen sich selbstgebrautes Wiesenmühlenbier, Brauereiseminare oder einfach die Atmosphäre in der Gaststätte mit allerlei originalen Gegenständen genießen. Auf jeden Fall einen Besuch wert ist das Mühlrad, welches mit knapp 7 Metern Breite den Rekord für das größte, noch laufende Mühlrad Europas hält.
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