Der historische Gasthof zur Windmühle
Jahrhundertealte Gebäude gibt es in Fulda viele, doch in wenigen wird so oft ein- und ausgegangen wie in der Windmühle. Die Partykneipe im Bermudadreieck mitten im Herzen der Fuldaer Altstadt ist seit vielen Jahrzehnten Stammlokal vieler Fuldaer und auch bei Touristen und Laufkundschaft äußerst beliebt. Dabei reicht die Geschichte des Fachwerkhauses an der Ecke Karlstraße und Kanalstraße weitaus länger zurück – mehr als 400 Jahre, um genau zu sein. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Haus von der Familie Kayser zunächst als Schmiede erbaut.
Eine Schmiede mit Wirtshaus
Zum Schmiedehandwerk zählte natürlich der Hufbeschlag und so wurde ein Brunnen als sogenannte Pferdeschwemme errichtet, die auch zum ehemaligen Namen der Stätte führte: Das Eckhaus beim Kayserkumpf (einen Kumpf nannte man damals so etwas wie einen Brunnentrog). Da das Eckhaus an einer belebten Durchgangsstraße lag und Kunden oft längere Wartezeiten hinter sich bringen mussten, bis ihre Pferde beschlagen waren, erweiterte man die Schmiede um das Jahr 1700 herum um ein Wirtshaus – ein willkommener Zeitvertreib für die Fuhrleute.
Den Namen „Zur Windmühle“, unter dem man die Kneipe bis heute kennt, bekam das Gebäude erst, als es im Jahre 1866 vom Gastwirt Johann Ludwig Reinhardt gekauft wurde. Reinhardt stammte von der Fuldaer Wiesenmühle, deshalb vermutet man heute, dass der Name „Windmühle“ der Unterscheidung der beiden Gasthäuser diente. Eine weitere Vermutung legt nahe, dass eine drehbare, eiserne Wetterfahne auf dem Dach verantwortlich für den Namen ist.
Schwere Verluste in Kriegszeiten
Ende des 19. Jahrhunderts ließ Reinhardt oberhalb der Windmühle, in der Brauhausstraße, ein prächtiges Haus mit einem kleinen Turm bauen, das wir heute leider im Stadtbild vermissen: Das schöne Gebäude wurde am 11. September 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Zu dieser Zeit befand sich hier eine Eisenhandlung und es kamen 16 Menschen ums Leben.
Auch den Gasthof selbst traf der Krieg schwer. Zunächst einmal blühte er aber auf: 1913 eröffneten die neuen Besitzer, das Ehepaar Schuchert, zusätzlich zur Gastwirtschaft ein Hotel. Das Gasthaus hatte einen guten Ruf und war beliebt bei bekannten Persönlichkeiten, wie Schriftstellern und Politikern, die in den kleinen aber luxuriösen Zimmern wohnten. 1926 wurde der Putz am Haus entfernt und das darunterliegende Fachwerk freigelegt. Doch die letzten Kriegsjahre setzten auch der Windmühle stark zu. Durch Bomben entstandene Schäden machten das Gebäude unnutzbar und nur noch die Hoteliersfamilie Schuchert selbst lebte notdürftig im Haus. Doch der Wiederaufbau kam und mit ihm auch der alte Glanz der Gaststätte.
Vom Gasthof zum Szene-Treff
Ein neuer Besitzer stellte 1964 den Hotelbetrieb ein, doch die Gaststätte lief weiter und entwickelte sich in den Siebzigerjahren zur Kneipe und einem beliebten Szene-Treff für junge und junggebliebene Fuldaer. Nach einer Totalsanierung um das Jahr 1990, die rund zwei Millionen Mark gekostet haben soll und bei der ein großer Teil des Fachwerks ausgetauscht wurde, kam es 1991 zur großen Neueröffnung.
Damals übernahm der Wirt Frank Götte als neuer Pächter den Zapfhahn und betreibt die Windmühle bis zum heutigen Tag seit 30 Jahren. Heute weiß das bunte Publikum aller Altersklassen vor allem die regionalen Getränke und überregionalen Biersorten zu schätzen – aber auch die Lage mitten in Fuldas Kneipenviertel.
Die Fuldaer Kultkneipe bleibt erhalten
Im Jahr 2021 kam es zu einem weiteren Besitzerwechsel: Durch Zufall ergab sich der Verkauf an die Familie von Dr. Herbert Büttner, die mittlerweile auch die Gebäude vom Café Thiele und um die Pauly-Passage besitzt. Für die Kneipengänger ändert sich aber nichts, denn der jahrelange Pächter und Betreiber der Windmühle soll bleiben und die Windmühle als Kultgaststätte auch in Zukunft erhalten.
Wenn ihr das nächste Mal durch die Altstadt lauft, dann bleibt doch mal wieder bei der Windmühle stehen und bewundert das historische Fachwerkhaus mit seiner jahrhundertealten Geschichte im Hinterkopf. Hier lest ihr übrigens mehr zur Geschichte der Pauly-Passage, die kürzlich ebenfalls von der Familie Büttner erworben wurde. Folgt uns außerdem bei Facebook und Instagram, um nichts aus der Barockstadt zu verpassen.