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STADTGEFLÜSTER

Das Zitronemannsgäßchen

Heute widmen wir uns einem Gässchen, in dem bereits im 18. Jahrhundert reges Treiben herrschte und das auch in der heutigen Zeit schon für Aufregung gesorgt hat: Das Zitronemannsgäßchen.

Das Zitronemannsgäßchen ist wahrscheinlich nach dem italienischen Händler Johann Maria Comitti benannt, der dort in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Zitronen und andere Südfrüchte angeboten haben soll. Comitti heiratete 1768 in Fulda, wurde 1784 zum Ratsherrn in den Magistrat der Stadt und 1788 zum Viertelsbürgermeister gewählt. Obwohl das Gässchen eher schmal, nicht allzu lang und auf den ersten Blick etwas versteckt ist, ist es eine Gasse, die ohne Wenn und Aber zu Fulda gehört.

 

Wer es nicht kennt, kennt Fulda nicht

 

Nicht umsonst hält sich die Behauptung, wer das Zitronemannsgäßchen nicht kenne, kenne Fulda nicht, bis heute. Als direkte Verbindungsstraße von Mittelstraße und Marktstraße führt das Gässchen unter anderem an Wohnhäusern, einem Zahnarzt, einem Discounter, einem Lederladen, einem Kindertreff, einem Burgerrestaurant, einer Bäckerei sowie einer Anwaltskanzlei vorbei und mündet auf Höhe eines Fischrestaurants in die Marktstraße. Es wird daher von vielen als Abkürzung genutzt.

 

Ein Buchstabe, der Freme enttarnt

 

Für Aufsehen hat die Straße 2013 mit ihrer Schreibweise gesorgt. Denn „Zitronemannsgäßchen“ wäre nach der heutigen Rechtschreibreform natürlich nicht mehr richtig. Wurde die Straßenbezeichnung unwillkürlich dekliniert, war das ein sicheres Zeichen dafür, dass derjenige ein „Freme“ und kein Einheimischer war. 2013 sorgte die Beschilderung der kleinen Gasse allerdings für Verwirrung. Denn während an der Einmündung zur Marktstraße die Beschilderung kulturhistorisch korrekt ist, wurde diese traditionelle Eigenart des Fuldischen am anderen Ende ausgemerzt: Dort stand tatsächlich „Zitronenmannsgässchen“. Das sorgte sogar dafür, dass beim Magistrat der Stadt Fulda nach den Umständen dieser „Umbenennung“ gefragt wurde. Heute wurde die Beschilderung rückgängig gemacht, sodass wieder nur die kulturhistorisch korrekte Schreibweise vertreten ist. Sei’s drum – egal ob Fuldaer oder Freme, das Zitronemannsgäßchen sollte man auf jeden Fall einmal kennenlernen.

Wenn ihr euch für Fuldas Straßen und Gassen interessiert, lest doch auch mal unseren Beitrag über die Friedrichstraße und besucht uns bei Facebook und Instagram für mehr rund um unsere schöne Stadt.