Der vertauschte Schwan: Wer schwimmt da auf dem Hünfelder Haselsee?

Lange Zeit war der Hünfelder Schwan als Einzelgänger über den Haselsee geschwommen und zeigte sich dabei immer wieder als recht angriffslustig: Es kam sogar zu Attacken auf Spaziergänger. „Schwäne sind Partnertiere. Sie können nicht gut alleine sein, daher neigen sie zur Aggressivität gegenüber Menschen“, erklärt Jörg Burkard vom NABU-Kreisverband Fulda das Verhalten.

Schwan Konrad in Hanauer Wildtierstation vertauscht

Und so beschloss die Stadt Hünfeld, das Tier zu den Wildtierfreunden nach Hanau zu geben – in der Hoffnung, dass sich der Schwan dort verlieben und in der Folge ruhiger werden würde. „Wir betreuen die Tiere, bis sie wieder gesund sind und allein in der Natur zurechtkommen“, erklärt eine Mitarbeiterin der Wildtierstation auf Anfrage unserer Zeitung. Wenn die Schwäne in der Station ankommen, wird eine Datei über sie angelegt.

Explizit mit einem Fußband oder ähnlichem markiert werden sie jedoch nicht. Und so leben die Tiere während ihres Aufenthaltes gemeinsam in einem großen Gehege, können in den beiden Wasserbecken schwimmen und – falls sie krank sind – wieder zu Kräften kommen. Im Anschluss werden sie in die freie Wildbahn entlassen. „In der Nähe unserer Station fließt der Main, dort setzen wir die Schwäne aus“, so die Mitarbeiterin.

Der „alte“ Haselsee-Schwan schwimmt nun auf dem Main

Und so passierte es, dass der ursprüngliche Hünfelder Schwan beim Auswildern von anderen Artgenossen „irrtümlich mit durchgerutscht“ ist. Heißt im Klartext: Der Hünfelder Schwan schwimmt nun auf dem Main umher. Als die Haunauer Station dies bemerkte, informierte sie umgehend die Stadt Hünfeld und bot ein junges Schwanenpaar an, das sich in der Station gefunden hatte.

Schwanenpaare sind im Landkreis eine Seltenheit, wie Jörg Burkard vom NABU-Kreisverband Fulda erklärt. Seinen Schätzungen zufolge leben nicht mehr als fünf Paare im Kreis, zwei Brutpaare sind sicher bekannt. „Schwäne brauchen ein großes Gewässer, in dem sie ihren Lebensraum gestalten können. Allzu viele gibt es davon in unserem Landkreis ja nicht“, erklärt Burkard.

Lebenslange Treue: Konrad und Zusi haben sich gefunden

Hinzu komme, dass Schwäne territorial leben. Das bedeutet, sie dulden keine anderen Tiere in „ihrem“ Gewässer. „Sie verteidigen ihren Teich. Daher lebt meist nur ein Paar auf einem Gewässer“, so der Tierexperte und ergänzt: „Schwäne sind sehr treue Tiere. Haben sie ihren Partner gefunden, bleiben sie diesem ein Leben lang treu.“ Schwäne können bis zu 20 Jahre alt werden und brüten in der Regel einmal pro Jahr. Die Brutzeit dauert etwa vier Wochen.

Die Stadt willigte ein. „Mitarbeiter unserer Stadt wurden im Vorfeld darüber informiert und haben entschieden, die beiden Schwäne zu uns zu holen“, erklärt die Pressestelle der Stadt Hünfeld. Und so erfreuen sich die Hünfelder Bürger seit einigen Wochen an dem Liebespaar – und vor allem an dem vermeintlich friedlich gewordenen Schwan.

Über 100 Namensvorschläge 

Doch ganz klar kommuniziert, dass es sich gar nicht um den „alten“ Schwan handelt, wurde nicht. Stattdessen wurde ein Gewinnspiel ausgerufen, bei dem das Pärchen einen Namen erhalten sollte. Die Hünfelder waren mit Feuereifer dabei. Laut Stadt gab es über 100 Namensvorschläge für „ihren alten Schwan.“ Am Ende entschied sich eine mehrköpfige Jury für die Namen Konrad und Zusi, angelehnt an den Hünfelder Erfinder Konrad Zuse.

Warum die Stadt das irrtümliche Vertauschen nicht an ihre Bürger kommunizierte, ließ die Pressestelle offen. „Ob der alte oder neue Schwan – die Hünfelder haben das Paar bereits ins Herz geschlossen. Daher wird das Paar auch auf dem Haselsee bleiben“, heißt es von Seiten der Stadt weiter.

Von dem ganzen Trubel um die beiden werden Konrad und Zusi wohl eher weniger mitbekommen haben. Bleibt also nur noch abzuwarten, wann kleine Schwanenbabys auf dem Hünfelder Gewässer ihre Runden drehen werden.

von Celina Lorei

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