BLOG

STADTGEFLÜSTER

Hopfen, Heimat und die hohe See: Tim Bachmann im Interview

Tim Bachmann aus Fulda ging als junger Braumeister auf Abenteuerkurs – und zwar auf hoher See!

Tim Bachmann hat seine Leidenschaft gefunden. Geboren und aufgewachsen in Fulda als Sohn zweier Gastronomen, hat er die Kunst des Bierbrauens nicht nur erlernt, sondern auch perfektioniert. Von seiner Heimatstadt bis hin zu den weiten Ozeanen auf einem Kreuzfahrtschiff – Tim hat eine beeindruckende Reise hinter sich. Davon erzählt er uns im Interview. 

 

Warum hast du dich entschieden, deine Ausbildung zum Braumeister in der Hochstift Brauerei zu machen?

Tim Bachmann: Durch die Gastronomiebetriebe meiner Eltern kam ich schon früh mit dem Thema Bierbrauen in Kontakt. Im Zuge meines Fachabiturs habe ich ein Jahrespraktikum bei Hochstift absolviert und konnte bereits erste Eindrücke über den Beruf des Brauers und Mälzers sammeln. Ich habe mich für die lokale Brauerei entschieden, da ich meiner Heimatstadt Fulda sehr verbunden bin. Nach dem Abschluss habe ich meine Ausbildung dort begonnen. Der Beruf erfüllt mich mit purem Stolz.

 

Welche Biersorten sind in der Region besonders beliebt?

Auf jeden Fall das herausragende Pils, das in Fulda gebraut wird. Aber auch das Helle liegt in der Region momentan im Trend.

 

Und wie braust du dein Bier am liebsten?

Zum Brauen verwende ich unsere vier nach dem Reinheitsgebot vorgegebenen Rohstoffe: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Gerade der Hopfen darf bei mir nicht zu kurz kommen, da ich Biere lieber herber und fruchtiger mag – diese Eigenschaften gelangen durch zwei verschiedenen Hopfensorten ins Bier, die sich Bitterhopfen und Aromahopfen nennen. Zutaten außerhalb des Reinheitsgebotes verwende ich nicht, da ich ein absoluter Verfechter dieser Verordnung bin.

 

Aus welchem Grund hast du den Schritt weg von deiner Heimat auf das AIDA-Kreuzfahrtschiff gewagt?

Ich wollte raus aus meiner Komfortzone und durch Reisen neue Erfahrungen machen. Gleichzeitig wollte ich mich in meinem Beruf weiterentwickeln. Die Zeit auf dem Schiff hat mir beides ermöglicht.

 

Erzähl uns mehr über deine Zeit als Braumeister auf dem Schiff. Wie war es, in so einer besonderen Umgebung zu arbeiten?

Es ist definitiv ein absolutes Kontrastprogramm zum Arbeiten an Land. Man muss an Bord auf sehr vieles verzichten, was man bei sich zuhause als Selbstverständlichkeit ansieht. Man lebt auf engstem Raum mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen und muss rund um die Uhr auf Abruf verfügbar sein. Das schränkt die Zeit für Privatsphäre, Hobbys, Freunde und Familie sehr ein. Dennoch bin ich sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Man wird bodenständiger und dankbarer für die Dinge, die man hat. Zudem konnte ich mich auch in beruflicher Hinsicht stark weiterentwickeln, denn ich trug Verantwortung für die gesamte Produktion und die Mitarbeiter. Ein besonderer Programmpunkt war für mich das wöchentliche Brauseminar, in dem ich den Gästen die Hintergründe der Braukunst näherbringen durfte.

 

Wie unterscheidet sich das Brauen auf einem Kreuzfahrtschiff von einer stationären Brauerei? Gab es besondere Herausforderungen?

Der Produktionsprozess bleibt der gleiche. Allerdings wirkt auf dem Schiff alles wie ein Miniaturwunderland – der Platz ist sehr begrenzt. Man muss sich also ein bisschen umstellen, denn viele Abläufe funktionieren nicht automatisiert, wie es an Land möglich wäre. Da muss das eine oder andere Problem mit Geschick gelöst werden.

 

Hast du spezielle Biersorten nur für die Kreuzfahrtgäste entwickelt?

Das habe ich! Und zwar das Hopfenglück-Kellerpils – so habe ich meine Eigenkreation getauft. Es ist ein unfiltriertes Pils mit hoher Bitter- und Aromahopfengabe und zudem noch einer Hopfenvorlage im sogenannten Whirlpool und später im Kaltbereich, beim Gärungs- und Reifungsprozess für die fruchtige Note im Bier. Ein Bier ganz nach meinem Geschmack. Und offenbar auch dem der Gäste: Vor allem in der Karibik kam es bei den hohen Temperaturen als idealer Durstlöscher sehr gut an.

 

Sind dir internationale Unterschiede in den Bierpräferenzen aufgefallen?

Nur bei den Landgängen. Da im Ausland das deutsche Reinheitsgebot nicht gilt, werden dort vermehrt auch andere Zutaten beim Brauprozess verwendet, wie zum Beispiel verschiedene Früchte oder Zimt.

 

Was war das Highlight in deiner Zeit auf hoher See?

Weihnachten am Strand von Aruba bei 30 Grad war schon etwas Besonderes. Aber natürlich haben mir auch die Planung und Entwicklung eines eigenen Produktes sowie das Leben und Arbeiten mit unterschiedlichen Kulturen sehr gefallen. Nicht zu vergessen: der Besuch meiner Familie und meiner Freundin.

 

Was hast du aus deiner Zeit auf dem Schiff für deine Zukunft mitgenommen?

Eigenverantwortliches Arbeiten und wie man mit Problemen umgeht, wenn keine unmittelbare Hilfe zur Verfügung steht. Außerdem wurde mir sehr bewusst, dass man nichts als selbstverständlich hinnehmen sollte.

 

 

Das Interview mit Tim Bachmann findet ihr auch in der aktuellen Ausgabe unseres Stadt- und Landkreismagazins FD LIFE

Mehr Stadtgeflüster findet ihr hier. Besucht uns auch bei Facebook und Instagram für mehr Eindrücke aus der Barockstadt.