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STADTGEFLÜSTER

Aber bitte mit Ô! Das Rhöner Mundart-Wörterbuch

Die Rhön zeichnet sich durch wundervolle Landschaften und ihre Berge aus – aber einzigartig macht sie auch die Rhöner Mundart.

Die Rhön zeichnet sich durch wundervolle Landschaften, traumhafte Orte und ihre Berge aus – aber einzigartig macht sie auch die Rhöner Mundart. Von Thüringen über Bayern bis Hessen unterscheidet sich der Dialekt, aber auch von Dorf zu Dorf gibt es bereits Unterschiede. Bestimmt stand der eine oder andere schon mal vor dem Rätsel, was zur Hölle die Person gegenüber gerade eigentlich mitteilen will, wenn sie plötzlich anfängt, Platt zu reden.

Immer weniger Menschen können das Rhöner Platt sprechen und verstehen, trotzdem schleichen sich einzelne Wörter regelmäßig in unsere Alltagsgespräche ein. Mit unserem Rhöner Mundart Wörterbuch wollen wir etwas Abhilfe schaffen – auch wenn es nur einen kleinen Einblick in den von vielen bis heute geliebten Dialekt gibt.

 

Das Rhöner Mundart Wörterbuch

 

äbbes – etwas
„Ich gebe dir noch äbbes für daheim mit, dann hast du morgen noch was davon.“

Brisliebche/Brieslauch – Schnittlauch
„Holst du noch schnell äbbes Brisliebche aus dem Beet?“

bôs/bohää/bohie – was/woher/ wohin
„Bôs ist passiert? Bohää sind sie gekommen und bohie gegangen?“

Dabbschôff – (ungeschickter) Trottel
„Mach dir nichts draus, der Typ war sowieso ein Dabbschôff!“

Döt/Päddô – Patentante/Patenonkel
„Hast du schon die Döt für die Taufe deiner Tochter gefunden?“

Flurgöndô – Flurgönder, ein traditionelles Gericht zu Christi Himmelfahrt bestehend aus Schwartenmagen, der während der Prozession kocht.
„Ich hätte mal wieder Appetit auf Flurgöndô aus Schwoaddemôche!“

Foaset – Fastnacht, Karneval
„Ich freue mich so auf die Foaset. Endlich wieder Kostüme, Tänze und Büttenreden!“

Freeme – Fremde, neu Zugezogene
„Die Veranstaltung ‚Foaset fir Freeme‘ ist ein Fastnachtsseminar für Zugezogene, die unsere Traditionen kennenlernen wollen.“

 

gaggelich – überdreht
„Warum bist du heute so gaggelich? Du rennst und alberst nur herum!“

gaagelich – wackelig, schwindelig
„Ich bin heute ganz schön gaagelich auf den Beinen. Mir ist nicht nach Rumrennen zu Mute.“

Gedugges – Kaffeegebäck
„Hast du noch Gedugges zum Kaffee dazu? Ich liebe diese kleinen Kekse zum Eintunken.“

Gelörch – Gerümpel
„Wenn du nicht bald das ganze Gelörch hier wegräumst, schmeiße ich es weg!“

Hutzelfeuô – Hutzelfeuer, ein traditionalles Fest am Sonntag nach Aschermittwoch, an dem alte Weihnachtsbäume und Reisig verbrannt werden, um den Winter zu vertreiben.
„Am Samstag wird der Weihnachtsbaum für das Hutzelfeuô abgeholt.“

Kermes – Kirmes, ein traditionelles Kirchweihfest
„Endlich wieder Kermeszeit. Hoffentlich bringen sie nach dem Dreireihentanz den Zwibblsplôatz aus dem Backhaus, ich freue mich schon das ganze Jahr darauf.“

 

Krömblskoche – Streuselkuchen
„Meine Oma backt für meinen Geburtstag ihren Krömblskoche. Keiner bekommt die Streusel so lecker hin wie sie.“

Kôldô – Kolter, eine Wolldecke
„Ich habe mich bei dem Mistwetter gestern schön im Kôldô eingewickelt und einen Film geschaut.“

Labbeduddl – Schwächling
„Der Kerl ist ein Labbeduddl. Der hat’s einfach nicht drauf.“

maufeln – mit vollen Backen weiteressen
„Du bist heute ja nur am Maufeln. Hast du noch nichts zu Essen bekommen?“

neiseln – bei anderen Leuten „ein kleines bisschen“ mitessen
„Ich habe keinen großen Hunger, ich neisel heute nur ein bisschen mit.“

öngôschdallsöweschd – halsüberkopf
„Sie ist öngôschdallsöweschd aufgebrochen, ohne Tschüss zu sagen.“

 

Poarr – Pfarrer
„Der Poarr hat heute in der Kirche eine gute Predigt gehalten.“

es schickt – es reicht
„Kannst du bitte aufhören? Es schickt jetzt!“

schlääd – dumm
„Du bist manchmal so schlääd. Wie hast du nur die Schule geschafft?“

Schnörbl – Zipfel
„Mein kleiner Bruder hält sich immer am Schnörbl von Mamas Jacke fest.“

Schnupp – Süßigkeiten
„Denkst du, sie werfen am Rosenmontag Schnupp von den Umzugswägen?“

 


ABC, dé Katz dé seicht in Schnee

von Franz Habersack

 

Immô bann mir fröhô ôm Schoolhof dôs Lied gesônge hônn, gôbs rechdich Ärchô. Fräulein Kremer, ônsô Deutschlehrerin, Gott môg se selich hô un nemmeh rôbscheck, hôt sich immô uffgeräht bann mir net Hochdeutsch geschwatzt hônn. Dôdebei woar dôs ônsô Methode es Alphabet ze länne.

Wahrscheinlich hôtt `ses nur got gemeint, äwwô in ônsône Auche woar dôs Fräulein Kremer ä Gewiddôhex. Mit minne Hochdeutschkenntnisse hatt dé ôm meisde Lôst un so genn mindesdens fönfunzwanzich voh dääne ihrne grôwe Hoar uff mi Kondo. Bann dé dät mitkréche, dess dé Rhönô Mundoart hütt rechdich hipp ess, dé dät im Grôb rodiere. Grôd in Ziede vo social distancing, Normierung un Globalisierung, besenne sich immô meh Lüüt uff ôlles bôs Identität schafft.

Mit ônsem Platt hônn mir en unermessiche Schatz in de Haand un wesse´s goarnet. Mundoarde senn akkusdische Vermächtnisse, dé net ins Museum gehörn, sôndôn gelaat mösse wää. Schönne Landschafde, Gebäude un Denkmäler gitts üwôôll, äwwô ônsô Schprôch ess einmalich. Deswääche öngôschdütz ich ôlles un jeden dää mithelft ess Rhönô Platt ze erhalle.

 

 

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