Von Tuten und Blasen: Markus Günther und sein Alphorn-Ensemble
Manch einer wird sich beim Spaziergang in Fuldas westlichen Stadtteilen verwundert die Ohren gerieben haben: Was sind das nur für merkwürdige Töne? Die Hirschbrunft ist im Herbst, das kann es nicht sein. Man muss tatsächlich eine Menge Ahnung von Tuten und Blasen haben, um das Rätsel zu lösen: Es ist das Alphorn-Ensemble aus Oberrode, das mal wieder ein Konzert gab.
Moment! Das Alphorn ist in Osthessen doch eher ein Exot, wird man jetzt denken. Nicht ganz: Zwar war es seit dem 16. Jahrhundert vielmehr als Musikinstrument der Schweiz bekannt und auch im Allgäu ist ein Altarbild mit dem langen Hirtenhorn zu sehen – ebenfalls aus jener Zeit. Doch hört man heute auch in einigen Orten unserer Region die besonderen Klänge des Instruments. Es ist Markus Günther zu verdanken, dass man dem Alphorn seit einigen Monaten auch in Oberrode lauschen kann. Von der Liebe zum Instrument zum außergewöhnlichen Ensemble war jedoch gar nicht so einfach.
Die wuchtigen Töne spürt man im Bauch
Zuerst baute Günther in den Anfangszeiten der Pandemie aus alten HT-Rohren ein provisorisches Alphorn in seiner Garage. Und beim Üben auf diesem Instrument wuchs sein Entschluss: „Ein echtes Alphorn muss bei“. Gesagt – getan. Und nach den ersten Übungsstunden mit dem Neuerwerb wuchs im 51-Jährigen der Wunsch, mit anderen gemeinsam zu spielen. Seine Musikerkollegen Horst Brähler, Berthold Michel und Matthias Jahn brauchte er nicht lange überreden: Das Alphornbläser-Ensemble war gegründet.
Mit viel Freude und Elan sind die vier Männer seitdem bei jeder Übungsstunde am Start: Es werden Stücke ausgesucht und geprobt, geprobt, geprobt. Dabei dauert es eine Weile, bis die Instrumente im Probenraum des Vereinsheims des Musikverein Mittelrode aufgebaut sind. Da wird gesteckt und gedreht. Ein besonderes Geschenk erhielten sie vergangene Weihnachten vom Ortsvorsteher Jürgen Jahn von Oberrode: Er baute allen eine Halterung für die Alphörner, damit sie nach dem Spielen abgelegt werden können. Wenn man den Musikern beim Musizieren zuschaut, merkt man schnell, wie es zu ihrer Begeisterung für dieses außergewöhnliche Instrument gekommen ist. Und die ist ansteckend! Die wuchtigen Töne spürt man im Bauch.
Übung macht den Meister
Nach der Frage, was sie alle dazu bewogen hat, ein Alphorn zu spielen, kommt unisono das Argument, dass dies ein absolut cooles Instrument sei. Ursprünglich und einfach gebaut. Zehn bis zwölf Töne entlocken sie dem Horn. Natürlich ist es nicht das einzige Instrument, dass die Männer spielen. Markus Günther spielt Zugposaune und Tenorhorn, Berthold Michel Tuba und Jagdhorn, Horst Brähler spielt Zugposaune und Tenorhorn. Alle sind auch Mitglieder eines Musikvereins, in Mittelrode und Kämmerzell. Das erklärt, warum außer den getragenen Tönen auch der Triumph- Marsch aus der Oper Aida und Preußens Gloria oder eine Polka aus dem Proberaum schallen.
Was heute so prima klingt, war bei der ersten Probe nicht zu erwarten, meinen die Männer lachend. „Das war gar nicht so gelungen“, da sind sie sich einig. So haben sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf ihre Instrumente eingelassen, denn wenn ein Horn gespielt wird, schwingen die anderen auch mit – das macht das Spielen nicht einfacher. Damit sie immer besser werden, haben sie im vergangenen Winter ein Seminar in Hammelburg besucht und viel über das Spielen ihrer Instrumente gelernt, was sie jetzt umso eindrucksvoller zu Gehör bringen. Man sollte also die Ohren offenhalten, denn sicherlich wird man schon bald wieder vom Alphorn- Ensemble aus Oberrode hören.
Eine weitere Leidenschaft von ihm ist die Fastnacht. Seit den frühen Achtzigerjahren stand er auf der Bühne in Oberrode und Mittelrode, dem sogenannten Rodetal – erst bei der Kinderfastnacht und später, ab 1989, trat er dann mit humorvollen Wortbeiträgen über das Dorfgeschehen auf. Weiterhin wirkte er bei vielen Musikvorträgen und Männertanzgarden mit. Seit 1988 ist er Mitglied im Elferrat der Rodetaler Fastnacht, 1999 führte er die Narrenschar dort als Prinz Markus Promilius XXV. von Tuten und Blasen durch die fünfte Jahreszeit. Viermal stand er schon für die jeweiligen Regenten als Adjutant zur Verfügung. Zwanzig Jahre später, 2019, regierte er dann als Prinz Markus Maurus Musikus LXXVIII. die Narrenschar von Föllsch Foll.
Markus Günther war gemeinsam mit Bruder Alexander bereits Gast in unserem Foaset-Talk, den ihr euch hier ansehen könnt. Besucht uns gerne auch bei Facebook und Instagram für mehr Eindrücke aus der schönen Barockstadt und der Region.