Der Hexenturm und seine Geschichte
Er ist ein stummer Zeitzeuge der Geschichte, nun soll der Hexenturm in der Kanalstraße umfassend saniert werden. Deshalb nehmen wir euch mit auf eine kleine Zeitreise, die uns nicht nur durch die geschichtsträchtigen Mauern dieses Bauwerks führt, sondern auch ein verbreitetes Missverständnis aufdeckt.
Ein Juwel der Stadtgeschichte
Der Hexenturm in der Fuldaer Kanalstraße, ein geschichtsträchtiges Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, steht aktuell im Fokus einer umfangreichen Sanierung. Dieser Turm, der einst als Teil der inneren Stadtmauer und des Nordtores diente und die Stadt vom Klosterbezirk abgrenzte, ist der am besten erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung Fuldas. Er verkörpert ein Stück lebendiger Geschichte und bietet bald einen ungewöhnlichen Ausblick über die Altstadt.
Umfassende Sanierungsmaßnahmen
Die Notwendigkeit der Sanierung wurde deutlich, als 2021 Untersuchungen erhebliche Schäden am Bruchsteinmauerwerk aufzeigten. Um diesen Schäden entgegenzuwirken und den Turm für die Zukunft zu sichern, plant die Stadt Fulda, den ursprünglichen Turmhelm zu rekonstruieren. Die geplante Dachkonstruktion soll sich an historischen Stadtansichten orientieren.
Dabei wird eine Wendeltreppe aus Stahl, die außen am Turm entlangführt, den Zugang zu den oberen Geschossen ermöglichen. Besucher können sich auf einen beeindruckenden Rundblick auf die Altstadt freuen, wobei der Zugang zum ehemaligen Verlies im Turmfuß nicht vorgesehen ist. Die Bauarbeiten starten im Frühjahr und sollen laut Planung rund 600.000 Euro kosten.
Mythen aufgeklärt: Der Hexenturm und die Hexenverfolgung
Interessant ist die Tatsache, dass der Hexenturm, entgegen der landläufigen Meinung, eigentlich nichts mit der Hexenverfolgung zu tun hat. Obwohl er seit dem 19. Jahrhundert als „Hexenturm“ bezeichnet wird, diente der Turm ursprünglich als Wächterturm und später als Frauengefängnis. Die Opfer der Hexenverfolgung wurden jedoch im Fuldaer Stadtschloss inhaftiert. Die Verbindung des Turms zur Hexenverfolgung entstand vermutlich erst viel später im Volksmund.
Heute erinnert ein Hinweisschild am Turm an die 270 Opfer der Hexenverfolgung in Fulda, die im November 2008 auf dem Alten Dompfarrlichen Friedhof mit einer Gedenkstätte geehrt wurden.
Dunkle Vergangenheit: Die Geschichte der Hexenverfolgung in Fulda
Die Geschichte der Hexenverfolgung in Fulda, insbesondere unter der Amtszeit des Zentgrafen und Hexenrichters Balthasar Nuß, ist eine tragische und wichtige Erinnerung an die dunklen Kapitel der Stadtgeschichte. Nuß, bekannt für seine harte Vorgehensweise und persönliche Bereicherung, brachte während seiner Amtszeit mindestens 250 Menschen auf den Scheiterhaufen. Eine der bekanntesten Opfergeschichten ist die von Merga Bien, deren Schicksal exemplarisch für die Grausamkeiten dieser Zeit steht.
Ein Denkmal für die Zukunft
Die Sanierung des Hexenturms in Fulda ist somit nicht nur ein Beitrag zur Bewahrung eines historischen Denkmals, sondern auch eine Gelegenheit, sich mit einem wichtigen Teil der lokalen Geschichte auseinanderzusetzen.
Mehr zum Thema Hexenverfolgung in Fulda könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen. Mehr Stadtgeflüster findet ihr außerdem hier. Besucht uns auch bei Facebook und Instagram für mehr Eindrücke aus der Barockstadt.